Moin!
Folgendes erreichte mich via PM:
Unter Band-Sound hatte ich mir immer etwas dumpfes, dafür aber untenrum sehr warmes vorgestellt.
... und ich glaube, meine Entgegnung darauf könnte noch ein paar mehr Leute interessieren, daher also hier.
So ganz falsch ist diese Vorstellung nicht! Viele Bandaufnahmen klingen mumpfig. Bässe machen i.d.R. keine Probleme, aber die Höhen sind sozusagen immer gefährdet.
Woran kann das liegen?
- Remanenter Magnetismus auf den Tonköpfen --> Höhen futsch --> Abhilfe: Entmagnetisieren mit Entmagnetisierungsdrossel
- Abgeschliffene Tonköpfe --> Höhen futsch --> Abhilfe: Neuen Tonkopf oder Schlachtmaschine mit intaktem Tonkopf besorgen und Austausch des Kopfes
- Dreckige Tonköpfe --> Höhen futsch --> Abhilfe: Gründliche Reinigung mit Isopropanol
- Falsche Spurlage --> Höhen futsch --> Abhilfe: Maschine unbedingt einmessen lassen!
- Bandsorte ungeeignet --> Höhen futsch --> Abhilfe: Bandsorte wechseln und/oder Maschine einmessen lassen
- Minderwertiges Billigband --> Höhen futsch --> Abhilfe: Band entsorgen, vernünftiges Bandmaterial besorgen
- Band in schlechtem Zustand, z.B. wegen falscher Lagerung --> Höhen futsch --> Abhilfe: Band entsorgen, vernünftiges Bandmaterial besorgen
- Altes Tonbandgerät hat prinzipiell nur einen eingeschränkten Frequenzgang --> Höhen futsch --> Abhilfe: Bisschen mehr Geld für was Vernünftiges ausgeben
Eigentlich kann ein gutes Tonbandgerät einen größeren Frequenzbereich abdecken als eine CD oder sogar als ein DAT. Dafür müssen aber die genannten Voraussetzungen alle stimmen.
Wenn man sich über die Frequenzgänge informieren will, empfehle ich diese Seite:
http://www.tonband.net
Allerdings findet man dort "nur" die Werksangaben. Diese gelten natürlich nur für ein fabrikneues Gerät, und die gibt es heute nicht mehr.
Ohnehin sind solche Angaben mit etwas Vorsicht zu genießen, weil man normalerweise nicht weiß, mit welchen Toleranzgrenzen da gemessen wurde, DIN hin oder her. Die Japaner standen lange in dem Ruf, da etwas großzügiger vorzugehen und daher mit traumhaften Messwerten aufwarten zu können. Interessant ist es immer, wenn die Toleranzen in dB angegeben sind. So zum Beispiel bei der Revox A77:
9,5 cm/s: 30 bis 16000 Hz, +2 / -3 dB
9,5 cm/s: 50 bis 10000 Hz, +/- 1,5 dB
19 cm/s: 50 bis 15000 Hz, +/- 1,5 dB
19 cm/s: 30 bis 20000 Hz, +2 / -3 dB
Das sind schon recht enge Grenzen. Man kann also davon ausgehen, dass die A77 bis 20 kHz alles sehr sauber abbilden kann. Aaaaaber die geht noch wesentlich weiter hoch! 25 kHz sind kein Thema. Nur dass dann eben allmählich der Pegel abfällt.
Es gilt: Sind die Höhen bei der Hinterbandkontrolle merklich gedämpft, stimmt irgendwo was nicht!
Dass man "Band" mit "dumpf" assoziiert, liegt wahrscheinlich größtenteils an der Kompaktkassette. Dieses System war ursprünglich nur für Sprachaufnahmen gedacht, und da war der Frequenzgang piepegal, deswegen auch die niedrige Bandgeschwindigkeit. Alte Kassettendecks haben normalerweise gar nicht die technischen Voraussetzungen, um eine saubere Höhenwiedergabe zu gewährleisten. Erst in späteren Jahren wurden die Dinger so hoch gezüchtet, dass man von echtem HiFi sprechen kann. Die letzten Akai-Decks konnten durchaus mit den großen Spulengeräten mithalten, aber was da normalerweise in den Wohnzimmern stand, reichte einfach nicht.
Verschlimmbessert wurde das ganze noch durch Dolby. Dolby war für den professionellen Einsatz gedacht, und es kann nur mit einer perfekt eingemessenen Maschine sauber funktionieren. Bei den Consumerteilen war das eigentlich eher ein Verkaufsargument als eine Klangverbesserung.