Was treibt einen eigentlich an Musik zu machen ?

A

Anonymous

Guest
Tja, das ist die Frage. Warum macht man das eigentlich ? Klar, ich hätte jetzt genauso gut fragen können, was einen Maler/Zeichner dazu bewegt, aber ich würde es schon gerne beim erstellen von Musik belassen. Was treibt einen eigentlich an. Ich z.B., könnte es auch lassen, da ich meinen Kram auch schon so im Kopf höre, aber bei mir steckt wohl auch ein Wunsch nach Kommunikation mit anderen dahinter. Ja, wenn einer meinen Kram hört, dann redet er ja nicht mit mir, aber wir sind ja nicht umsonst hier in diesem Forum, in dem es sich hauptsächlich um Dinge rundum Musik dreht.

Die Musik als solche existiert/entsteht ja auch größten Teils ohne jegliche Kommunikation mit anderen, man macht etwas und irgendwann ist es dann fertig. Wenn man nur quatschen will, dann macht man das im Funktionsraum. Wenn man konkrete Fragen bez. eines musikalischen oder klanglichen Problems hat, dann stellt man die eben in den entsprechenden anderen Bereichen. So weit so gut, aber warum macht man eigentlich Musik, wo liegt da der tiefere Sinn drin, ist das für die meisten nur eine weitere Möglichkeit die Zeit tot zu schlagen, oder steckt da doch ein anderes Bedürfnis dahinter ? Vielleicht dreht sich das ja um Dinge die man mit Worten nicht vermitteln kann, aber ich bin mir da nicht sicher, weil ich bis jetzt ganz gut verbal rüberbringen konnte was ich sagen möchte. Man ist ja geneigt zu sagen, dass man ohne Musik zu machen versauern würde, oder gar ohne Musik nicht leben kann, aber woran liegt das ? Bei mir trifft wohl letzteres zu, aber warum ist das so ? Was treibt einen/mich da eigentlich an ? Das jetzt einfach mit dem Bedürfnis nach Anerkennung zu begründen, wäre mir zu einfach, das kann es nicht sein, weil die meiste Anerkennung in unserer Gesellschaft bekommt man ja, wenn man viel Kohle hat und das ist ja wohl nur bei wenigen (kommerziell) erfolgreichen Musikern der Fall. Also daran kann es ja wohl nicht liegen, wobei man ja auch Anerkennung ernten kann ohne erfolgreich zu sein, oder ? Hmm, ist es vielleicht der Wille kreativ zu sein ? Kann ich verstehen, aber warum dann ausgerechnet Musik ? Da muss es doch einen Grund für geben.

-- bearbeitet --
 
Ja Markus, deshalb habe ich das auch geschrieben, bzw. sehe das also auch ein Stück weit so, aber da macht man sich das vielleicht ja ein wenig zu einfach. Das ist dann halt ein wenig so als wenn man sagen würde: "Die Dinge sind nun mal wie sie sind." Ich denke du verstehst was ich meine. So einfach will ich mir das nicht machen. Ich bin eher geneigt zu sagen, dass es etwas mit dem Hören an sich zu tun hat, weil sonst könnte man ja auch einfach Malen/Zeichnen. Hören hat für mich aber einen anderen, höheren Stellenwert. Wo aber liegt der Unterschied. Zeichnen und Malen kann ich auch, und wenn ich das jahrelang mache, werde ich auch bessere Bilder malen und mir Fertigkeiten/Techniken erarbeiten die mich zu einem besseren Zeichner/Maler machen.
 
Ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch mit einem Talent geboren wird. Und aus einem Talent erwächst der instinktive Drang, dieses in die Tat umzusetzen, es zu entdecken und weiterzuentwickeln. Das ist naturgegeben, genauso wie atmen und essen. Manche können vielleicht Mopeds reparieren wie kein anderer, manche sind Mathe-Cracks, andere sind Sportskanonen... manche malen Bilder, andere schreiben Romane und wieder andere machen eben Musik. Und so weiter.

Aber nicht alle Menschen folgen diesem Instinkt, entweder sind sie Zwängen ausgesetzt oder verdrängen es, aus welchem Grund auch immer. Keine Ahnung.
 
Illya F. schrieb:
Hören hat für mich aber einen anderen, höheren Stellenwert.
...

Hören hat für dich einen höheren Stellenwert, als Sehen?


Du solltest nicht soviel nachdenken. Wichtig ist, ob du Musik machst, weil es aus dir herauskommt oder weil du nichts besseres findest, vor lauter Langeweile.

Manche Menschen sehen Musikmachen als Therapie, sie verarbeiten ihre Gefühle dadurch. Andere machen es aus Entspannung, als Hobby oder gezielt, um etwas positiven Stress zu finden, so wie andere liebend gerne Joggen.

Generell hat jeder Mensch, das Bedürfnis, sich mitzuteilen. Je nach Neigung entsteht dann die Vorliebe für eine bestimmte Richtung.

Da Musik aber auch zu Trancezuständen führen kann - insbesondere mit Tanz verbunden - wurde es ja auch seit Anfang des Menschen als ein kulturelles Ereignis benutzt, um den Alltag etwas zu verlassen.
Übrigens kann alles, dem man sich hingibt, einen Trancezustand erzeugen. Menschen können sich sehr intensiv in Zustände hineinfühlen.

Manche gehen soweit und meinen, diese Trancezustände bringen sie der Natur oder dem Universum nahe. Was auch immer das für jeden bedeuten mag. Auffällig dabei ist das "sich lösen" von der Umgebung.
Das Lösen klappt schon, wenn man die Augen schließt und sich komplett auf diese Leere konzentriert.

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Illya F. schrieb:
Hören hat für mich aber einen anderen, höheren Stellenwert.

Natürlich, Musik ist die höchste Kunst, die es gibt auf diesem Planeten.

Klangschwingungen sind transzendental und sie können uns auch auf diese Ebene bringen - wenn sie gut komponiert sind.

Gruß,
Markus
 
monozelle schrieb:
Ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch mit einem Talent geboren wird. Und aus einem Talent erwächst der instinktive Drang, dieses in die Tat umzusetzen, es zu entdecken und weiterzuentwickeln. Das ist naturgegeben, genauso wie atmen und essen. ...

Genau das ist es. Es ist eine Art Herausforderung. Sich bestimmte Ziele bei seiner Tätigkeit zu setzen und diese dann zu erreichen. Sich weiterentwickeln, bestimmte Fähigkeiten erlernen usw. Das alles führt immer wieder zu einer tiefen inneren Befriedigung, die mit Geld nicht zu kaufen ist.
 
Markus Berzborn schrieb:
Illya F. schrieb:
Hören hat für mich aber einen anderen, höheren Stellenwert.

Natürlich, Musik ist die höchste Kunst, die es gibt auf diesem Planeten.

Klangschwingungen sind transzendental und sie können uns auch auf diese Ebene bringen - wenn sie gut komponiert sind.

Gruß,
Markus


Ein Zeichner oder Maler würde das wiederum umdrehen.

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Klangschwingungen sind aber viel fundamentaler. Sie werden nicht nur übers Gehör wahrgenommen, sondern modulieren den ganzen physischen und feinstofflichen Körper.

Gruß,
Markus
 
Musik transportiert Gefuehle oft viel besser als Worte, von daher kann Musik auch sowas wie ein Tagebuch-Eintrag bzw. eine Momentaufnahme der eigenen Stimmung sein, nichts was man unbedingt mit anderen teilen oder weitergeben muss, sondern nur fuer sich selbst macht. Das kann in dem Zusammenhang auch so ne Art Meditation oder Therapie sein kann, vergleichbar z.B. mit Sandmandalas.
 
Markus Berzborn schrieb:
Klangschwingungen sind aber viel fundamentaler. Sie werden nicht nur übers Gehör wahrgenommen, sondern modulieren den ganzen physischen und feinstofflichen Körper.

Gruß,
Markus

Wieso sollte man deshalb das visuelle abwerten?
Es ist immer entscheidend, aus welcher Perspektive man etwas wahrnimmt.

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@ monozelle

Talent würde ich gerne außen vor lassen, weil eben jeder "irgendwie" talentiert ist, es gibt aber immer Leute die mehr Talent haben als man selbst. Um das aber mal ein wenig zu konkretisieren, ich (da nehme ich lieber mich, weil bei anderen kann und will ich das nicht beurteilen) habe z.B. kein Talent, ich habe zwar das Bedürfnis musikalisch etwas zu machen, aber mein Können, wenn man das den so sagen mag, liegt eher im Umgang mit der Technik und dem erlernten gezielten Einsatz jener begründet. Das kann jeder der das auch will, mit Talent hat das wohl eher nichts zu tun.

gringo schrieb:
Du solltest nicht soviel nachdenken. Wichtig ist, ob du Musik machst, weil es aus dir herauskommt oder weil du nichts besseres findest, vor lauter Langeweile.
Warum sollte ich nicht darüber nachdenken, macht das meine Musik schlechter, oder macht das krank, wenn man über das was man tut nachdenkt ? Ich denke nicht. Ob ich nun Musik vor lauter Langeweile mache, oder weil es für mich wichtig ist, ändert an der Musik nichts. Wenn ich mir aber Gedanken mache über das was ich tue, ändert das eventuell meine Sichtweise bezüglich meines musikalischen Schaffens und das verändert, bzw. wirkt sich dann sicherlich auch auf meinen musikalischen Output aus.

Da Musik aber auch zu Trancezuständen führen kann - insbesondere mit Tanz verbunden - wurde es ja auch seit Anfang des Menschen als ein kulturelles Ereignis benutzt, um den Alltag etwas zu verlassen.
Übrigens kann alles, dem man sich hingibt, einen Trancezustand erzeugen. Menschen können sich sehr intensiv in Zustände hineinfühlen.
Damit kann ich schon mehr anfangen. Das geht mir mit meiner Musik bei mir so, ich kann mich sehr gut ausklinken und Altagssorgen vergessen, bzw. so sehr gut abschalten, zumindest wirkt meine Musik bei mir so. Das wäre schon mal "eine" plausible Erklärung für mich warum ich das mache was ich musikalisch mache. Prima.

Nachtrag:
gringo schrieb:
Hören hat für dich einen höheren Stellenwert, als Sehen?
Allerdings, ich kann auch hören was hinter mir passiert, sehen kann ich das nicht. Ich wäre lieber blind als Taub, weil dann kann ich immer noch Musik machen, wobei ich dann wohl auf Software verzichten müsste und Hardware mit vielen Knöpfen bräuchte (Modular System), aber damit käme ich auch nach einer gewissen Einarbeitungszeit klar, auch ohne sehen zu können. Taub sein wäre für mich wirklich das schlimmste.
 
Markus Berzborn schrieb:
Klangschwingungen sind aber viel fundamentaler. Sie werden nicht nur übers Gehör wahrgenommen, sondern modulieren den ganzen physischen und feinstofflichen Körper.

Jedem Tierchen sein Plaisierchen. Ich finde Bilder ja mindestens so prima wie Musik. So richtig mit feinstofflicher Dingsmodulation und allem drum und dran.

es gibt aber immer Leute die mehr Talent haben als man selbst.

Richtig. Na und? Willst Du Superheld werden oder Musiker sein?

Illya F. schrieb:
ich (...) habe z.B. kein Talent, ich habe zwar das Bedürfnis musikalisch etwas zu machen, aber mein Können, wenn man das den so sagen mag, liegt eher im Umgang mit der Technik und dem erlernten gezielten Einsatz jener begründet. Das kann jeder der das auch will, mit Talent hat das wohl eher nichts zu tun.

Doch. Wieso macht dann nicht jeder solche Musik wie Du?
Ich habe viele Menschen getroffen, die es wahnsinnig cool fänden, Musik zu machen, eine Klampfe zu spielen oder an Gear rumzuschrauben, aber es halt einfach nicht konnten und es halt irgendwann einsehen mussten (oder auch nicht...).
Und das, was Du machst, ist Musik. Es sind angenehme Klänge. Und das kriegt nicht jeder hin.

Wieso hinterfragst Du es eigentlich? Man macht Musik nicht mit dem Verstand.

"Let it flow now, mama." (Freakpower)
"Nicht versuchen - tu es." (Yoda)
"Ich bin potthäßlich, aber dieses hübsche Mädchen steckte ihre Zunge so tief in meinen Hals, dass ich glaubte, ich müsste kotzen." (Gene Simmons)
 
Illya F. schrieb:
...
gringo schrieb:
Du solltest nicht soviel nachdenken. Wichtig ist, ob du Musik machst, weil es aus dir herauskommt oder weil du nichts besseres findest, vor lauter Langeweile.
Warum sollte ich nicht darüber nachdenken, macht das meine Musik schlechter, oder macht das krank, wenn man über das was man tut nachdenkt ? Ich denke nicht. Ob ich nun Musik vor lauter Langeweile mache, oder weil es für mich wichtig ist, ändert an der Musik nichts. Wenn ich mir aber Gedanken mache über das was ich tue, ändert das eventuell meine Sichtweise bezüglich meines musikalischen Schaffens und das verändert, bzw. wirkt sich dann sicherlich auch auf meinen musikalischen Output aus.
Das war nur eine Warnung, kein Anfahren.
Nachdenken kann sehr viele Dinge erleichtern, man läuft aber Gefahr, zu viel zu Denken und nicht mehr zu spielen. Bei mir war es so, dass das Nachdenken für mich die Konsequenz hatte, dass ich erkannt habe: es gibt so viel Musik; ein Beitrag von mir ist überflüssig. Erst wenn etwas halbwegs Neues entsteht, verdient es gemacht zu werden.
Das kann so frustrieren und blockieren, dass man jahrelang wenig oder nichts mehr macht. Es kann aber auch als eine Art Qualitätssicherung gesehen werden und neue Wege erschließen - und: es kann einem die Grenzen seiner Kreativität klarmachen.
Andererseits kann Qualität nur entstehen, wenn man den Vergleich hat.


Illya F. schrieb:
Da Musik aber auch zu Trancezuständen führen kann - insbesondere mit Tanz verbunden - wurde es ja auch seit Anfang des Menschen als ein kulturelles Ereignis benutzt, um den Alltag etwas zu verlassen.
Übrigens kann alles, dem man sich hingibt, einen Trancezustand erzeugen. Menschen können sich sehr intensiv in Zustände hineinfühlen.
Damit kann ich schon mehr anfangen. Das geht mir mit meiner Musik bei mir so, ich kann mich sehr gut ausklinken und Altagssorgen vergessen, bzw. so sehr gut abschalten, zumindest wirkt meine Musik bei mir so. Das wäre schon mal "eine" plausible Erklärung für mich warum ich das mache was ich musikalisch mache. Prima.
Es ist gut, dass du es als Entspannung und Hobby siehst, dann ist es auch egal, ob du es aus Langeweile oder aus Drang machst. Hauptsache, es macht dich glücklich.

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gringo schrieb:
Nachdenken kann sehr viele Dinge erleichtern, man läuft aber Gefahr, zu viel zu Denken und nicht mehr zu spielen. Bei mir war es so, dass das Nachdenken für mich die Konsequenz hatte, dass ich erkannt habe: es gibt so viel Musik; ein Beitrag von mir ist überflüssig. Erst wenn etwas halbwegs Neues entsteht, verdient es gemacht zu werden.
Das kann so frustrieren und blockieren, dass man jahrelang wenig oder nichts mehr macht. Es kann aber auch als eine Art Qualitätssicherung gesehen werden und neue Wege erschließen - und: es kann einem die Grenzen seiner Kreativität klarmachen.

Sehr schön gesagt!
 
Musik ist so schön unkonkret bezüglich einiger Aussagen, jedoch eins: Ausschließlich für Gefühlstransporte würde ich als Teilbereich der Musik sehen. Zumal Gefühl oder Erlebnisse ja nicht für jeden identisch sind und grade mit Musik unterschiedlich rüber kommen.

Musik ist AUCH Kommunikation, es transportiert sicher auch "Gefühle", aber diese sind aufgrund des Hörers und des Machers und dem Übertragungskanal noch ein bisschen definiert.

Beispiel: Aggressivität. Was ist das? Mach ein Stück, einen Klang? Alles gleich? Es gibt dann ja auch so viele Nuancen dieser Dinge, die ich eher mit Eigenschaften bezeichnen würde.

Wollte das mal einfließen lassen, da Gefühle so gern und oft genannt werden..
Sollte jedoch als diskutierbar gesehen werden. Weniger als Gesetz oder wie "es wirklich ist".
 
monozelle schrieb:
Richtig. Na und? Willst Du Superheld werden oder Musiker sein?
Hää ??? Verstehe ich jetzt nicht. Superheld vs. Musiker ? :D

Doch. Wieso macht dann nicht jeder solche Musik wie Du?
Wie ich schon mit anderen Worten andeutete, ich habe mir die zu meiner Musik nötigen "Fähigkeiten" durch erlernen jener über Jahre beigebracht, das was ich jetzt mache, hätte ich vor 2-3 Jahren nicht gekonnt, da ich über das nötige Wissen, also was mache ich, wenn ich dieses oder jenes klanglich erreichen möchte, schlichtweg nicht verfügte und dadurch das was ich jetzt mache eben nicht möglich war. Ich beschränke mich jetzt auch eher auf das was mir gut liegt, also Soundscapes/Drones oder wie man das auch immer nenne mag und eben nur das was mir auch klanglich etwas gibt, das kann ich aber eben auch erst jetzt, weil ich weiß was ich wie machen muss. Klingt ein wenig blöde, ist aber so. Vorher konnte ich das halt einfach nicht.

Ich habe viele Menschen getroffen, die es wahnsinnig cool fänden, Musik zu machen, eine Klampfe zu spielen oder an Gear rumzuschrauben, aber es halt einfach nicht konnten und es halt irgendwann einsehen mussten (oder auch nicht...).
Und das, was Du machst, ist Musik. Es sind angenehme Klänge. Und das kriegt nicht jeder hin.
Ok, mag sein, dass das was ich mache nicht jeder gleich aus dem Stegreif kann, aber mit dem nötigen Willen, und davon bin ich überzeugt, kann das jeder lernen. Ich kann ja auch nicht musikwissenschaftlich/musiktheoretisch erklären warum ich dieses oder jenes mache, ich weiß einfach was wie zu klingen hat. Wieso das bei mir so ist weiß ich aber auch nicht, keine Ahnung, ich würde das eher auf "Hat halt viel gehört und macht es deshalb richtig" schieben. Irgendwie sowas halt.

Wieso hinterfragst Du es eigentlich? Man macht Musik nicht mit dem Verstand.
Ich habe jahrelang Musik hauptsächlich mit dem Verstand gemacht. Ich bin erst seit dem ich diese Drones mache, also seit ca. Ende 2008, soweit das ich so halbwegs gut Emotionen in Musik packen kann, also zumindest wenn ich Schönklang haben will den zu erzeugen, bzw. düster klingen kann und das praktisch auf Kommando. Ich spiele momentan mit diesen beiden klanglichen Zuständen herum und nutze auch mal den Mittelweg, aber das meiste geschieht jetzt schon aus dem Bauch heraus und jene, meist nicht perfekten Resultate befriedigen mich auch mehr. Vielleicht kann ich das ja aber eben erst jetzt, weil ich nicht mehr so lange über technische Aspekte nachdenken muss, von daher kommt mehr der Bauch zur Geltung als der Verstand. Keine Ahnung. Ich muss halt nicht mehr soviel denken bei dem was ich musikalisch mache. War halt früher anders herum und das hat mich wohl gebremst/behindert.
 
gringo schrieb:
Das war nur eine Warnung, kein Anfahren.
Nachdenken kann sehr viele Dinge erleichtern, man läuft aber Gefahr, zu viel zu Denken und nicht mehr zu spielen. Bei mir war es so, dass das Nachdenken für mich die Konsequenz hatte, dass ich erkannt habe: es gibt so viel Musik; ein Beitrag von mir ist überflüssig. Erst wenn etwas halbwegs Neues entsteht, verdient es gemacht zu werden.
Das kann so frustrieren und blockieren, dass man jahrelang wenig oder nichts mehr macht. Es kann aber auch als eine Art Qualitätssicherung gesehen werden und neue Wege erschließen - und: es kann einem die Grenzen seiner Kreativität klarmachen.
Andererseits kann Qualität nur entstehen, wenn man den Vergleich hat.
Ne, so habe ich das auch nicht aufgefasst. Ich kenne die Problematik des "sich totdenkes" schon. Das habe ich zum Glück hinter mir. Qualitätssicherung: Das mache ich für mich auch erst seit knapp 2. Jahren, ich hatte früher immer gleich alles umgesetzt was mir so in den Kopf sprang, heute kann ich gut filtern und wenn ich von einer Idee wirklich überzeugt bin, erst dann setze ich mich hin und mache. Es kann schon mal sein, dass ich mehrere Ideen längerfristig mit mir im Kopf herumtrage, aber da bleibt dann eher nur die richtige übrig, bzw. merke ich irgendwann beim darüber nachdenken, welche es wert ist weiter verfolgt zu werden. Der Rest fliegt dann automatisch raus. Das funktioniert recht gut bei mir, früher war das aber eben anders. Dieses "Ich muss jetzt Musik machen, weil ich ja schon tagelang nichts mehr gemacht habe.", gibt es bei mir nicht mehr. Wenn ich keine Idee habe die für mich wert ist umgesetzt zu werden, dann mache ich halt etwas ganz anderes, oder tüftel nur ein wenig herum. Wenn ich mich zwinge kommt nur Müll bei rum.
 
Musik war immer da.

Mein Vater hat mir seine Plattensammlung auf dem Kopfhörer vorgespielt und mich auf hunderte Konzerte mitgenommen.

Als ich dann mit zehn entdeckte dass sich beim Greifen der Gitarre die Tonhöhe verändert, war ich erledigt.

Fortan lernte ich, alle Instrumente in dem Maße zu nutzen wie die selbst geschriebenen Songs es verlangen. Es war und ist für mich die einzig wahre Ausdrucksform.

Hätte mein Vater mir immer wieder grosse Bilder der Kunst gezeigt und mich in Museen mitgenommen wäre mein Fokus wohl ganz woanders.

Kunst und Film spielen zwar auch grosse Rollen in meinem Leben aber die für mich entscheidenden Schritte waren und sind immer wieder musikalischer Natur.

Es gibt Schwingungen und Modulationen die mich direkt und ohne Umweg in eine andere Welt transportieren in der alles Visuelle und Gefühlte erst durch den Klang entsteht.

Ein gutes Buch kann nachhaltiges Kopfkino produzieren.
Musik kann Gefühlskombinationen provozieren die den Menschen nachhaltig verändern.

Ich habe das Gefühl, dass Musiker über ein erweitertes empathisches Ausdrucksspektrum verfügen weil die wahre Aufnahme und Umwandlung von Klang in Lebenssinn eine schwer zu beschreibende Selbstaufgabe und die Bereitschaft zur Zurücknahme erfordert.

Wo ist Adorno wenn man ihn braucht...?
 
Mir geht es so, wie den meisten anderen hier auch, denn ich hab nur einen Antrieb, warum ich Musik mache.

Es sind die vielen jungen hübschen Groupies, die sich bei jedem meiner Livegigs die Klamotten vom Leib reißen, mir ihre heißen Höschen auf die Bühne werfen und Kinder von mir wollen.


Hach ja, ich genieße das...
:roll:
 
Musik ist ein Prinzip welches sich durch dich manifestiert. Wenn man einen erweiterten Begriff von Musik heranzieht kann man ja jegliche Schwingung bzw das Zusammenspiel von Schwingungen als Musik bezeichnen. Das reicht von kosmischer "Mechanik" bis in die feste Materie.
ich denke, dass in ca. 100 Jahren die Physiker Musikanten sind :)

Deswegen sag ich nicht, dass ohne Musik das Leben "Langweilig" waehre, sondern das Leben waehre schlicht und ergreifend garnicht entstanden genausowenig wie Materie, Planeten und Leberwurst.

Als Musiker bist Du an der Manifestation ganz direkt beteiligt. Wenn man versucht diesen Vorgang aus der Sicht der Musik zu sehen, dann bist Du lediglich einer von vielen "Transformatoren" die fuer diesen Vorgang Verwendung finden. Die Quelle des Antriebes Musik zu machen ist daher nicht in Dir sondern in der Musik selber zu suchen.
 
Illya F. schrieb:
Hää ??? Verstehe ich jetzt nicht. Superheld vs. Musiker ? :D

Damit meinte ich - klar, es wird immer Leute geben, die Dinge besser drauf haben als Du. Es ist aber ein Unterschied, ob immer versuchst, besser als alle anderen zu sein - oder ob Du Dir eigene, persönliche Ziele setzt und daran arbeitest, sie zu verwirklichen. Und dann einfach guckst, was passiert.

Okay, also. Ich spiele z.b. Bass. Neben meinem Beruf als Illustrator. Und der Blitz soll mich beim Scheißen treffen, wenn ich nicht auch verzweifelt und neidisch auf die Fähigkeiten von Mark King, Alain Caron, John Patitucci etc... gewesen wäre - oder auf meinen Bass-Lehrer (er sei hier kurz erwähnt: Hallo, Sandro! :D).
Und ich bin nie "so gut" geworden wie all diese anderen. Aber irgendwann merkte ich, dass ich mich trotzdem weiterentwickelt hatte, auch wenn ich keine "Raddeldaddeldaddel"-64tel spielen konnte. Ich dachte jahrelang, ich wäre gescheitert, aber stattdessen hat sich eben ein eigener Stil herausgebildet. Ich habe eine Band und es tanzen grazile Nymphen vor der Bühne und bewegen ihre Hüften. Also was will man mehr? :D

Katzendarm-Werbeeinblendung:
By the way - Frankfurter hier? Sonntag, 12. April, Sinkkasten. The Companions - Pop- und Indie-Cover. Live, mit Strom, auswendig und laut. Kommet in Scharen!


Zurück zum Programm.

Illya F. schrieb:
Ich habe mir die (...) nötigen "Fähigkeiten" durch erlernen über Jahre beigebracht, das was ich jetzt mache, hätte ich vor 2-3 Jahren nicht gekonnt (...). Vorher konnte ich das halt einfach nicht.

Das ist bei jedem anderen doch ganz genauso... "Talent haben" heißt ja nicht, dass einem alles ins offene Maul fliegt. ;-)
 
monozelle schrieb:
Damit meinte ich - klar, es wird immer Leute geben, die Dinge besser drauf haben als Du. Es ist aber ein Unterschied, ob immer versuchst, besser als alle anderen zu sein - oder ob Du Dir eigene, persönliche Ziele setzt und daran arbeitest, sie zu verwirklichen. Und dann einfach guckst, was passiert.
Ach so, ok. Das mit dem besser sein als andere habe ich früher versucht, das hat mich aber ganz krank gemacht, ich hatte einen viel zu hohen Anspruch an mich selbst und dem konnte ich nie so wirklich gerecht werden. So denke ich heute zum Glück nicht mehr und seit ich das mache was ich kann, komme ich komischer Weise auch voran, komisch aber ist so. Es ist nicht so, das ich jetzt nichts mehr lerne, aber ich setze mir halt nicht so hohe lern Ziele, sondern solche die ich auch erreichen kann, also in ein paar Stunden oder Tagen. Das ist so wesentlich befriedigender.

...Und ich bin nie "so gut" geworden wie all diese anderen. Aber irgendwann merkte ich, dass ich mich trotzdem weiterentwickelt hatte, auch wenn ich keine "Raddeldaddeldaddel"-64tel spielen konnte. Ich dachte jahrelang, ich wäre gescheitert, aber stattdessen hat sich eben ein eigener Stil herausgebildet.
Stimmt, man entwickelt sich auch, auch wenn man nicht alles so gut wie andere kann. Wenn man ständig nur der Leistungsfähigkeit von anderen nachrennt, muss das, wie von mir oben beschrieben nicht gut enden. Das heißt ja nicht gleich, dass man nun gar nichts mehr üben lernen machen soll und immer nur das gleiche musikalisch machen muss.

Das ist bei jedem anderen doch ganz genauso... "Talent haben" heißt ja nicht, dass einem alles ins offene Maul fliegt. ;-)
Es heißt ja auch "Talentförderung", deshalb gibt es wohl so etwas. Vielleicht habe ich ja auch Talent mit Genie verwechselt, also Leute die nie gelernt haben ein bestimmtes Instrument zu spielen und das nach zwei Wochen wie ein kleiner Gott beherrschen.
 
Summa schrieb:
Musik transportiert Gefuehle oft viel besser als Worte,
Vom Gefühl her sehe ich das auch noch so, also vom Bauch her, aber ich konnte bei mir selber feststellen, dass Musik eher das triggert/verstärkt, bzw. hervorbringt was in einem emotional abgeht.

@ Moogulator

Ich denke dass was man so, jeder für sich, als gute Musik bezeichnet, egal, ob vom Kopf her produziert oder aus dem Bauch heraus gleich ist, da eben auch rein von Kopf her produziertes einen genauso emotional bewegen kann wie einen aus dem Bauch heraus gespieltes kopfmäßig anregen kann. Ein paar Überlegungen hatten wir ja damals in dem anderen Thread bez. "Wieso bewegt einen Musik?", der hieß ja so ähnlich. Da bin ich ja letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass, wie ich das oben schon Summa sagte, Musik eher das triggert und aus einem hervorbringt was in einem abgeht, bzw. dieses verstärkt.

shebsen schrieb:
Es gibt Schwingungen und Modulationen die mich direkt und ohne Umweg in eine andere Welt transportieren in der alles Visuelle und Gefühlte erst durch den Klang entsteht.
Geht mir auch so. Das ist bei mir aber auch ein wenig von meiner Tagesform abhängig. Ich kann mich da nicht immer gleich gut fallen lassen. Wenn das aber klappt, wirkt die Musik wie eine Form von Droge, zumindest bei mir.

Ich habe das Gefühl, dass Musiker über ein erweitertes empathisches Ausdrucksspektrum verfügen weil die wahre Aufnahme und Umwandlung von Klang in Lebenssinn eine schwer zu beschreibende Selbstaufgabe und die Bereitschaft zur Zurücknahme erfordert.
Musik ist bei manchen, so wie mir, auch eben eine Art von Lebenseinstellung , so ein bisschen wie, als wenn man zwischen den Welten wandelt. Genauer beschreiben kann ich das aber noch nicht, bzw. verständlich in Worte fassen, von daher belasse ich es mal dabei.

Bernie schrieb:
Mir geht es so, wie den meisten anderen hier auch, denn ich hab nur einen Antrieb, warum ich Musik mache. Es sind die vielen jungen hübschen Groupies, die sich bei jedem meiner Livegigs die Klamotten vom Leib reißen, mir ihre heißen Höschen auf die Bühne werfen und Kinder von mir wollen.
Endlich einer der mal ausspricht warum wir alle angefangen haben Musik zu machen. Heute habe ich aber doch einen anderen Antrieb, scheint zumindest so zu sein. ;-)

kpr schrieb:
Was sollte ich sonst machen, kann ja nichts anderes :D
Wunderbar Klaus! Das ist wohl wirklich ein entscheidender Punkt, weil manchen geht das ja auch so und die haben praktisch kaum etwas anderes als Musik und Sound im Kopf. Bei manchen soll es ja schon kurz nach dem erwachen am Morgen im Hirn dängeln. Kein Wunder das die dann immer so komische Fragen stellen. Manche von denen schaffen es ja sogar Geld damit zu verdienen. :D

Undergrind schrieb:
Die Quelle des Antriebes Musik zu machen ist daher nicht in Dir sondern in der Musik selber zu suchen.
Das klingt aber schon so ein wenig, als wenn ich mir da die tägliche Drogendosis verabreiche. Wobei Wohlbehagen oder Glücksgefühle ja eben durch Endorphine entstehen, ist doch richtig oder ? Weiß das nicht so genau, da müsste ich jetzt nachlesen.
 
Ich war schon als Kind von Leuten fasziniert, die ein Musikinstrument (gut) spielen konnten: Mein Großvater, meine Tante, mein Musiklehrer in der Schule etc. Später - als ich bewußt Musik gehört habe - kamen ein paar echte Helden aus der Musikszene hinzu: Ich wollte so sein wie sie.
 


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