Wie sieht euer Schaffensprozess aus?

Wie sieht euer Schaffensprozess aus?

  • - also denkt ihr euch vorher aus was ihr machen wollt?

    Stimmen: 27 52,9%
  • - schreibt/klickt ihr was direkt als noten/pinorollbalken nieder?

    Stimmen: 12 23,5%
  • - jamt ihr mit plugins/hardware rum und bei gefallen macht ihr was draus?

    Stimmen: 40 78,4%
  • - nehmt ihr euch einen track, der euren eurem endergebis nahe kommt, und orientiert ihr euch daran?

    Stimmen: 3 5,9%
  • - spielt ihr einfach sachen nach und aendert das nur ein bisschen?

    Stimmen: 4 7,8%
  • - oder was ganz anderes?

    Stimmen: 9 17,6%

  • Umfrageteilnehmer
    51
N

Nachtschatten

..
mich wuerde es interessieren wie euer schaffensprozess ausieht, an dessen ende das fertige stuecken musik muendet.
 
ganz normal: Erst grübeln, dann dübeln.
Also Hirn einschalten, musikalisches Ziel definieren, Melodie / Tonfolge, Sound, usw. ausdenken, grob aufschreiben, musikalisch umsetzen.
 
Ich machs ohne Nachdenken und ohne Plan. Einfach drauf los. Solange alles rummschuppsen bis es sich für mich gut anhört.
Habe noch nie in meinem Leben eine Idee umgesetzt. Brauch ich auch nicht - geht auch so.
 
Für mich passen sowohl
"erst grübeln, dann dübeln"
als auch
"erst bau'n wir mal, dann schau'n wir mal".
 
Ideen entstehen oft irgendwo, wo ich kein Equipment zur Verfügung habe - oder ich habe schlichtweg keinen Bock mich gerade an die Geräte zu setzen. Also wird's notiert und die Idee später verwertet - hab noch eine auf einem Kassenbon im Portemonnaie. Die Grundidee führt dann zu einem Jamtrack auf dem ich aufbaue - manche werden in langer Kleinarbeit weiter ausgearbeitet, manche auch verworfen. Da kann dann auch was komplett anderes draus entstehen.

Ziellos gehe ich aber nur sehr selten an die Geräte. Eine Idee ist zuvor eigentlich immer da.

Einfach losjammen gefällt mir bei der Entstehung. Mit dem Abstand einer Woche denke ich häufig "Was für eine Grütze, das reicht einfach nicht um mehr als einmal gehört zu werden."
 
Ich hatte meist so ein grobes Ziel vor Augen und dann habe ich mich gleich an die DAW gesetzt und angefangen rumzubasteln. Das mit dem umsetzen des Ziels hat zwar nicht immer geklappt, aber manchmal schon. Für mich war aber der Spaß daran fast immer wichtiger und so sind manche Sachen ebe auch erst beim schrauben entstanden, oder es hat sich daraus dann schon eine Idee für was anderes ergeben.
 
Ich habe erst mal eine kleine Geschichte im Kopf. Meist geht es um Krieg, Mörder, Tot allgemein, dunkle Gedanken usw.
Dazu suche ich mir erstmal Geräuschsamples die ich selbst mache oder auch aus Libs nehme. Metalklackern, Maschinen, und sowas eben. Dann mache ich mich an einen Basssound ink. dessen Sequenz. Dann Flächensounds oder Atmos.Drums fast immer ganz zum Schluss. Ob das ganze dann tanzbar ist ist mir egal. Wichtig ist mir nachher nur das ich für mich die Stimmung der Geschichte getroffen hab.
 
Bei mir ist es auch unterschiedlich: Oft ist eine Idee komplett im Kopf und ich versuche, dass so gut es geht umzusetzen. Manchmal klimpere ich aber auch auf dem Synth oder dem EPiano und bleibe dann an irgendwas hängen. Letztere Variante macht mir mehr Spaß, da mich die Ergebnisse öfter überraschen und ich nicht im Kopf schon auf etwas "festgelegt" bin.
 
Ich habe irgendwie meine persönliche Formel ..... innerhalb dieser entstehen dann die unterschiedlichen Sachen.......
 
serge schrieb:
Für mich passen sowohl
"erst grübeln, dann dübeln"
als auch
"erst bau'n wir mal, dann schau'n wir mal".

"Zugeschaut und mitgebaut" -- das habe ich früher gemacht, um der Musik meiner Vorbilder auf die Schliche zu kommen.

Dann habe ich oft und jahrelang die Maschinen dudeln und mich mitziehen lassen, bis ich irgendwann merkte, daß Improvisation auf einem Sequenzer-/Rhythmusmuster zwar ganz nett ist, aber nicht das Allheilmittel für ideenlose und uninspirierte Tracks -- und dabei darauf zu warten, daß die Inspiration irgendwann mal zuschlägt, war mir auf Dauer zu langweilig.

Heute überlege ich mir erst, wo es hingehen soll, und arbeite fokussiert auf das Ziel zu, ohne dabei Freiräume für spontane Eingebungen, Irrtümer oder Improvisation auszuschließen.

Das dauert länger, ist im Endeffekt aber effektiver, weil nicht so viel akustischer Müll dabei entsteht.

Stephen
 
danke jungs fuer den einblick hinter eure kulissen. das ist alles sehr interessant was ich hier lese.
:supi:
 
Nachtschatten schrieb:
mich wuerde es interessieren wie euer schaffensprozess ausieht, an dessen ende das fertige stuecken musik muendet.


Erst den Sound sammeln, dann irgendwie ins zeitlich Frequenzspektrum besteln, immer mit der Maßgabe: Kann ich auch danach Tanzen und will ich diesen Sound auch wirklich mal echt laut Hören und Nachfühlen.
 
eigentlich alle der genannten möglichkeiten.

kommt natürlich auch auf den style drauf an. eine grobe idee hab ich vorher schon, vorallem welches genre es sein soll. also geht es erstmal darum, die bpm einzustellen. meistens fängt es dann mit der bassdrum und dem beat an, grade bei hardstyle oder core wird erstmal an der drum getüftelt. melodien entstehen bei mir in der pianoroll.

aber manchmal entsteht die musik auch an tüfteleien mit dem microbrute oder gucken was ich aus software synthies oder samples-bearbeiten rausholen kann.
oder eben ein remix machen, gucken welche eigenen sounds zum original passen, eigene beats unters original legen usw.
 
So und so...

Im Wesentlichen gehe ich aber von einem Patch aus, der mir gefällt, dann überlege ich, was ich damit machen kann.

Meist programmiere ich meine Patches nicht nach Bedarf, sondern weil sie sich gut anhören. Ausnahmen sind natürlich die üblichen String-Sounds etc., die man immer mal gebrauchen kann. Aber oft schraube ich einfach an den virtuellen oder realen Knöpfen rum, bis es sich irgendwie gut anhört, und dann speicher ich das, oft ohne jede Idee, was ich damit mal anfangen könnte.

Und eines Tages gehe ich diese Sounds dann durch, finde 2, 3, 4 interessante und habe ne spontane Idee, was ich damit machen könnte. Und das wird dann wie ein Bild von Yves Tanguy aufgebaut: erst was drone-artiges in den Hintergrund, dann was seltsames in den Vordergrund. Das wird dann keine Tanzmusik, aber das will ich auch nicht, das können andere besser als ich. Bei mir werden dass dann eher düster-ambiente Klanglandschaften. Was aber meinem Spass an seltsamen Geräuschen sehr entgegen kommt, ich bin eh ein mieser Pianist ;-)

Manche Patches waren schon über 1 Jahr alt, bis ich dafür Verwendung gefunden habe. Andere wurden auch schon sofort verwendet, wieder andere bis jetzt noch gar nicht - wie es halt grade passt.

Hier die gleiche Diskussion bzgl. Ambient (aber das ist eigentlich egal): http://www.ambientonline.org/forum/show ... ient-piece
 
betadecay schrieb:
So und so...

Im Wesentlichen gehe ich aber von einem Patch aus, der mir gefällt, dann überlege ich, was ich damit machen kann.


was auch immer sehr gut kommt:

Wenn man ein wenig DJ begabt ist, sich ert 30min dort warm machen und dann eine Idee dazu "wegportieren" :supi:

MOD: Videos zu Schaffensprozessen anderer viewtopic.php?f=98&t=111822 ausgelagert wg Länge.
 
Eigentlich wäre gerade hier noch etwas Potential für eine Menge Gespräche, schließlich ist gerade der Schaffensprozess EIGENER Stücke der Kern, vielleicht sogar das was es aus macht?
Kann das weniger wichtig sein als das was "andere" (Schwesterthread) tun?

Es gibt je nach Song oder Album oder Zielvorstellung was mit einer Reihe Songs (Konzeptalbum nur in "heute"?) passiert doch bestimmt Vorstellungen, oder?
Beim Klangbau könnte das ggf. sogar ähnlich sein. Bauen was gefällt und drehen bis es gut ist oder von Grund auf aufbauen und das so lange tun, bis der Klang das tut was man wirklich will ist ein großer Unterschied.

Außerdem gäbe es noch viele Zwischenschritte.
Und das kann sich ja live oder von Song und Konzertreihe unterescheiden.

Bei mir ist das jedenfalls schon verschieden, wobei ich bei Sounds die INIT - neu machen - Methode bevorzuge, bei Songs idR auch.
Gelegentlich gibt es aber eine Songidee, die in der Basis neu aufgerollt werden soll, DANN wird dieser Grundlage - sonst wird alles von den Sounds bis zum Teilkonstrukt neu gemacht.
Es ist auch denkbar, dass man ein Klangkonzept oder sowas hat und da bewusst über eine EP mit arbeitet - zB einheitliches Sound CI "Design".
Das ist nicht uninteressant. Eine Art-und-Weise zu arbeiten bis hin zu den Sounds zB. Dazu neige ich aktuell für neuere Planung eines Projekts, aber nur dafür, später kann das auch anders sein, wird es wohl auch..
 
:supi: sehr interessante geschichten hier, bitte mehr davon.

betadecay schrieb:
Aber oft schraube ich einfach an den virtuellen oder realen Knöpfen rum, bis es sich irgendwie gut anhört, und dann speicher ich das, oft ohne jede Idee, was ich damit mal anfangen könnte.
ob die knoepfe nun virtuell oder real sind muss man nicht erwaehnen, es macht einfach keinerlei unterschied. aber dein schaffensprozess gefaellt mir und kommt meinem sehr nahe. ich verwende meine zeit meist mehr mit klangformen und rumjammen(ja, mit software und nun?) und nur wenn ich es besonders toll finde, wird ein track in angriff genommen und von denen wird dann vielleicht jeder 10te zu ende gemacht. ich koennt auch jeden scheiss immer aufnehmen, aber ich habe ich hasse live sachen, da ich gerne die volle kontrolle habe.

ein bild was ich male will ich auch nicht einfach irgendwie hinklatschen. viele livemusik kommt mir vor wie bilder die von kinder hingekritzelt wurden und die leute sind dann noch ganz stolz drauf. es gibt zwar meist ein zwei stellen die gut geworden sind, aber der rest ist fuer die tonne. live musik ist nur toll wenn derjenige sich vorher gedanken gemacht hat oder die leute sehr gut eingespielt sind.

das meiste was man bei youtube als elektronische livemusik hoert ist fuer die tonne.

wirklich live improvisieren koennen wirklich nur ganz ganz wenige.
 
Nachtschatten schrieb:
[...] wirklich live improvisieren koennen wirklich nur ganz ganz wenige.

"Improvisation ist die höchste Form der Komposition." (Wendy Carlos)

Um gescheit improvisieren zu können, muß man genau wissen, was man da tut -- Jazzer dudeln auch nicht einfach drauf los (auch, wenn es sich für manche so anhören mag), sondern kennen nicht nur ihre Skalen in- und auswendig und haben gelernt, mit anderen Musikern zu interagieren und auf das zu hören, was die anderen machen.

"Improvisation" im Bereich elektronischer Musik egal welcher Spielart muß leider viel zu oft als Entschuldigung für mangelnde Struktur, mangelnden musikalischen und/oder technischen Sachverstand, mangelnde Selbstdisziplin und Stümperei herhalten.

Was schade ist.

Stephen
 
ich bewundere jazz spieler. bei der elektronikschen musik kommt es auch mehr auf die zeitliche klangformung als auf die struktur der toene an. diese vorgehensweise kommt in keiner musiktheorie vor und wird voellig aussen vor gelassen in der musikalischen bildung, was ich sehr schade finde.

warum da noch keiner schoene lehrvideos darueber macht weiss ich auch nicht, das ist doch die marktluecke in der elektronischen musik. wie die unterschiedlichen synthesearten funktionieren bekommt man auf youtube tausendfach erklaert und das ist ja auch kindergarten und nichts schweres, aber wie man das gut einsetzt hat nicht ein einziger bis jetzt mal richtig fuer den neuling ausgearbeitet, warum nicht?
 
Nachtschatten schrieb:
ich bewundere jazz spieler. bei der elektronikschen musik kommt es auch mehr auf die zeitliche klangformung als auf die struktur der toene an. diese vorgehensweise kommt in keiner musiktheorie vor und wird voellig aussen vor gelassen in der musikalischen bildung, was ich sehr schade finde.

warum da noch keiner schoene lehrvideos darueber macht weiss ich auch nicht, das ist doch die marktluecke in der elektronischen musik. wie die unterschiedlichen synthesearten funktionieren bekommt man auf youtube tausendfach erklaert und das ist ja auch kindergarten und nichts schweres, aber wie man das gut einsetzt hat nicht ein einziger bis jetzt mal richtig fuer den neuling ausgearbeitet, warum nicht?


Ich bewundere sowas noch viel mehr, weeil es sich nicht in irgendwelchen Harmoischen Tonleitern verliert, welchem dann nur noch Nerdz folgen wollen (Prädikat: Anstrengend)...eben es den Rhythmus behält

 
Nachtschatten schrieb:
ob die knoepfe nun virtuell oder real sind muss man nicht erwaehnen, es macht einfach keinerlei unterschied. aber dein schaffensprozess gefaellt mir und kommt meinem sehr nahe.

Stimmt, das ist egal (ich befürchte, dass ich da unbewusst die "Softsynths-sind-Scheiße-Fraktion" im Hinterkopf hatte. Schere im Kopf. Was ja Quatsch ist: beides hat seine Berechtigung, wie ich auch in anderen Threads schon schrieb. "Es ist egal, ob eine Katze schwarz ist oder weiß, Hauptsache, sie fängt Mäuse", sagte mal jemand) . Wobei ich bei mir nicht von "rumjammen" sprechen würde, das, was ich da mache geht nur mit Kopfhörer oder bei geschlossener Tür, das kann man keinem Mitbewohner zumuten. "Jammen" hat schon sowas musikalisches... :?

Nachtschatten schrieb:
ich verwende meine zeit meist mehr mit klangformen und rumjammen(ja, mit software und nun?) und nur wenn ich es besonders toll finde, wird ein track in angriff genommen und von denen wird dann vielleicht jeder 10te zu ende gemacht.

Dank MIDI und DAW kann man ja auch noch nach einem halben Jahr in ein missglücktes Werk eingreifen und noch einen Rettungsversuch unternehmen. Na ja, und manche unrettbaren Werke verschwinden irgendwann auch endgültig im Keller.

Nachtschatten schrieb:
wirklich live improvisieren koennen wirklich nur ganz ganz wenige.

Ich hörte mal, dass Gidon Kremer, der ja nun wirklich mit der Violine umgehen kann, mal mit Klaus Schulze zusammenarbeiten wollte. Letzterer Improvisiert aber gerne, und da Kremer deshalb keine Noten hatte, wurde daraus nix, der kann nur nach Noten. Schade. Auch meine Klavierlehrerin (die im Gegensatz zu mir keine Hobbymusikerin ist) hat mit Improvisation grosse Probleme. Von daher ist das nicht schlimm, wenn man das nicht kann. Viele gute Leute können es offenbar nicht.
 
betadecay schrieb:
Dank MIDI und DAW kann man ja auch noch nach einem halben Jahr in ein missglücktes Werk eingreifen und noch einen Rettungsversuch unternehmen. Na ja, und manche unrettbaren Werke verschwinden irgendwann auch endgültig im Keller.

Nicht selten werden Trackz tod editiert oder im Loodnesswahn ... sinnfrei: an die Wand gefahren :floet:
 
betadecay schrieb:
[...] Ich hörte mal, dass Gidon Kremer, der ja nun wirklich mit der Violine umgehen kann, mal mit Klaus Schulze zusammenarbeiten wollte. Letzterer Improvisiert aber gerne, und da Kremer deshalb keine Noten hatte, wurde daraus nix, der kann nur nach Noten. [...]

Klassisch ausgebildete Musiker können in der Regel nicht mehr ohne Vorlage wi... äh, dudeln.

Das wird denen ja auch grundsätzlich aberzogen, freies Spielen -- wie sonst sollten sie sich in den Orchesterklangkörper einfügen und widerstandslos unter die Fuchtel des Dirigenten begeben können?

Stephen
 
Ich kenne orchestermusiker die noch ein privatleben führen, also ein musikerleben nach der orchesterarbeit... und dann verhalten die sich so herrlich unorthodox das es eine wahre freude ist mit solchen open minded leuten, die eine solide musikalische handwerksausbildung genossen haben , zu jammen... da geht dann einfach was , weil diese sich breitbandig musikalisch artkulieren können... auch jenseits der klassischen pfade und auch einfach sattelfest sind, wenns zb mal um 3/4 takthalten geht.. geschweige den das instrument zum aktuellen kontext( jamsession) richtig zu stimmen.. (erste amtshandlung)

oder: nicht gleich bei Fis moll das instrument beiseite legen, weil die tonleiter auf dem instrument vom bewegungsablauf nicht konditioniert wurde und man beim jam leider nicht mithalten kann. usw




sovel zum thema wixen.
 
Wohl eher eine Mischung aus probieren und planen.
Manche Tracks entstehen, weil ich vorher schon ein Thema und einige Sequenzen im Kopf habe, die man dazu gut kombinieren können.
Dann gibt es aber natürlich auch Jam-Sessions wo ich mich einfach mal "austoben" will und wo ich dann auf einmal merke: "Hey, das klingt doch so geil daraus könnte man ja einen Track machen." - je nachdem was sich halt gerade ergibt.
Erzwingen kann man eh nichts, das beste kommt aus dem Bauch heraus und entsteht meistens durch Zufall.. wie bei großen Erfindungen auch.
 


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