Wann wird die alte Kiste langweilig?

Wieviel % der Möglichkeiten eines digitalen Synthesizers werden genutzt?

  • 5%

    Stimmen: 6 25,0%
  • 20%

    Stimmen: 10 41,7%
  • 50%

    Stimmen: 9 37,5%
  • 90%

    Stimmen: 8 33,3%
  • 100%

    Stimmen: 4 16,7%
  • weniger als 1%

    Stimmen: 7 29,2%

  • Umfrageteilnehmer
    24
  • Umfrage geschlossen .
Wie lange dauert es wohl bis der "alte" Synthesizer langweilig geworden ist und etwas Neues angestrebt wird.
Wie gut wurde die "alte Kiste" entdeckt und wirklich auch genutzt? Wurde sie klanglich langweilig oder hat man sich nur satt gesehen?
Fragen über Fragen. Ich versuche mal eine Umfrage zu starten
 
Langweilig wird sie für mich dann, wenn ich trotz intensiven Bemühens bei der Programmierung keine Klangfarben mehr entwickeln kann, die sich deutlich von denen unterscheiden, die ich zuvor mit diesem Gerät erschaffen habe. Das ist dann für mich meist der Zeitpunkt, an dem ich mich frage, ob sich das Behalten noch lohnt.

Ich finde es nicht wirklich spannend, wenn eine neue Produktion genauso klingt wie die vorhergehende(n) und man zu dem Schluß kommen muß, mir fiele nichts mehr ein.

Stephen
 
Ist das die Schuld des Synthesizers? Also hier nutzen viele Minimoogs, sh101, obwohl deren Klangreichweite sicher begrenzt ist, manche spielen ein Leben lang Klavier und as ist nur ein Sound, fest eingebaut, wieso werfen die das nicht weg? Könnte bei digital auch sein? Und da geht idr ja schon mehr mit dem Klang. Dieser Ausreizfaktor könnte also eine Größe sein, die aus der Formel langeweile = x rausgenommen werden kann, sowas kommt von innen.

Die Frage ist so zu verstehen, ob andere oder Die Gesamtheit der Menschen ("man") alle Winkel schon gesehen haben? Keine Ahnung. Hab mak alles angekreuzt. War Mehrfachwahl möglich.

Langweilig ist identisch mit kenn ichschon oder mit keine Ahnung, wie das in mein Stück passt?
 
Cyborg schrieb:
Wie lange dauert es wohl bis (...) und etwas Neues angestrebt wird.

Höchstens so lange bis man das Alte verstanden hat.

Die Gedanken sind frei und es ist offensichtlich, dass jemand, der einmal ein Poti gedreht und Blut geleckt hat, sehr schnell klangliche Ideen entwickelt, zu deren Umsetzung er mangels Equimpent nicht in der Lage ist.
 
Ich sehe den Synthesizer als Werkzeug. Ich behalte ihn dann, wenn ich weiß, dass ich meine Ideen damit umsetzen kann. So lange ich das Gefühl habe, dass ich das mit diesem Synthesizer kann, behalte ich ihn. In der Praxis bedeutet das, dass ich hier mit drei Geräten intensiv arbeite, die alle meine klanglichen Vorstellungen umsetzen können. Der Workflow ist so, dass ich schnell von meiner Vorstellung im Kopf zum fertigen Klang komme. Wichtiger als der oberfette mega-sound ist mir, dass mir das Gerät nicht bei der Programmierung meiner Ideen im Weg steht. Aus diesem Grund liebe ich den Virus TI, den Moog, die Clavia Geräte. Ich glaube, dass ich meine Synths zu 100% ausnutze. Daraus folgt aber eben nicht, dass ich was Neues brauche, sondern dass ich weiter auf dieses Pferd setze! Warum soll ich mit einem neuen Teil wieder bei 0% anfangen? In Sachen Neuanschaffungen habe ich mich ziemlich zurückgehalten in den letzten Jahren und es nicht bereut. Ich kenne meine Tools und brauche Erstmalnix.
 
Gear wird nur langweilig wenn man zuwenig davon hat :)
Je mehr man hat desto öfter kann man bei der nutzung variieren .g.
 
also jetzt abgesehen vom threadpoll, der fast noch ein anderes thema sein könnte....

wann wird eine kiste langweilig? hmmm, wenn man immer nur diese benützt , sie nicht sehr viele möglichkeiten bietet und man sich auch nicht damit beschäftigt was noch alles dahinter kommen könnte.
vielen leute wird auch eine 303 nicht langweilig.

bei der einen oder anderen kiste wurde mir auch schon langweilig, im nachhinein, wenn ich gehört habe was andere damit angestellt haben, musste ich festellen unwissen meinerseits. aber man lernt das da noch viel viel mehr geht, als es auf den ersten blick den anschein hat. und vieles passiert nicht im synth, sondern schon vorher (noten) oder erst nachher. für synthnerds nicht immer ganz einfach zu verstehen...
 
DamDuram schrieb:
Moogulator schrieb:
Dieser Ausreizfaktor könnte also eine Größe sein, die aus der Formel langeweile = x rausgenommen werden kann, sowas kommt von innen.

das würde ich schon auch sagen. es gibt ja durchaus phasen, in denen einem überhaupts nichts aus synth xy gefällt. meiner beobachtung nach legt sich das dann aber von alleine wieder bzw. wenn man synth xy lange genug nicht benutzt hat. kurios ist das ganze aber generell bei synthisten, finde ich. ich habe nur selten klagen von trompetern, piansiten, saxophonisten etc. gehört, die auf einmal so gelangweilt von ihrem instrument waren, daß sie sich entweder ein neues oder ein ganz anderes instrument angeschafft hätten. eher schon bei gitarristen un verbindung mit amps und pedalen. scheint also auf den ersten blick so, als ob sich langeweile am schnellsten vielleicht bei den instrumentengattungen breit macht, wo man die meisten möglichkeiten hat.

Ja, genau so meinte ich das.
Verstehen tu ich es aber nicht, weshalb die deutlich größeren Möglichkeiten Grund für einen Verkauf sein müssen, wenn man sie überhaupt beherrscht? Man kann doch gerade dann schnell und gezielt beginnen damit gezielt zu arbeiten. Oder bin ich da falsch?

Synthesizer werden deutlich mehr verkauft und gekauft - mehr ausgetauscht als Klaviere oder Trompeten. Und ich würde nicht mal sagen, dass die die weniger austauschen die besseren Musiker sein müssen oder besser geübt sein werden oder die Sache mit dem Ausgleich über die Rotation und den Wechsel und damit ggf mehr Innovation oder Inspiration sich zu erhoffen. Das bleibt jedem unbenommen, aber…
 
Meistens liegt es an einem selber. Es auf die Maschine zu schieben ist sicher der einfachste Weg. Ein neues Gerät setzt halt Inspirationen frei,man geht optimistisch ran.
Besser ist es mit dem langweilergerät mal eine neue Arbeitsweise zu probieren. Die Ergebnisse klingen dann besser als jeder erahnen kann

Ich habs mal eingerahmt um nicht den Anschein zu erwecken,ich hätte das geschrieben. Könnt euch sicher denken warum :floet:
Sie predigten Wasser und tranken Wein
 
wenn ein synth einen richtig anmacht, wird er niemals langweilig!
und ich finde das sind gerade die geräte, die nicht viel können aber extrem toll klingen. ;-)

den nord modular z.B. fand ich trotz gigantischer möglichkeiten zum schluss extrem langweilig. die kiste hat mich klanglich einfach nicht getoucht.
 
Vielleicht will Cyborg es ja auch umgekehrt wissen - WANN hat man einen Synthesizer wirklich verstanden? Naja, ich denke an einem Tag intensiver Nutzung oder notfalls einer Woche. Danach könnte er dann "weg" oder man verfestigt es mit Sounds und findet noch Eigenheiten heraus, manche sogar über Wochen und sogar Monate. Danach aber kommt irgendwann dieses "ich kenn das Ding einfach", und jeder Pianist ist froh, diesen Punkt zu erreichen, ab jetzt kann er sich um seine Musik kümmern - Und jeder Synthnerd kann heulen, denn jetzt müsste er einen neuen kaufen, wenn das der Job war, ihn zu verstehen.

Aber verurteilen würde ich diese Haltungen nicht, sie sind halt so und jeder wird mit dem glücklich, was er mag. Viel Spaß mit ihrem neuen Gerät (oder dem alten Klump).
 
vergleiche moogpoti problem mit katzendarm hirnforschung
vg

Hallo an alle Gitarristen!

Angeregt von sehr guten Ratschlägen von Bernd, JoCa, Christian W. und Aläx zum Thema „Schnelle Passage üben“ wollte ich, als Arzt von Beruf, das Thema „Üben“ von der Seite der normalen Physiologie darstellen, vereinfacht ausgedrückt – wie lernt der Mensch das Musizieren und die Spieltechnik? Was geht in unserem Gehirn vor? Wie werden die Muskeln gesteuert? Welche Störfaktoren „spielen mit“ usw…Wie „funktioniert“ das Lampenfieber? Und vor allem die Frage im Raum stellen – kann die medizinische Wissenschaft zur „Musikleistung“ etwas beitragen, was zum Beispiel in der Sportmedizin längst der Fall ist? Ich versuche dann zu jedem Abschnitt des Themas ansatzweise die schon in der Medizin bekannte Einfluss-Möglichkeiten anzusprechen.
Mein Beitrag richtet sich nicht an Profi-Gitarristen, die viele Probleme schon hinter sich haben, sondern an Hobby-Gitarristen, die evtl. die Gitarre im Selbstunterricht sich selbst beibringen. Ob der Beitrag auch für Gitarrenlehrer interessant wird, kann ich nicht beurteilen.

1. Wie funktioniert eine kontrollierte Bewegung?

Aus der Sicht der Physiologie ist das Musizieren (nur spieltechnisch gesehen!) nichts anderes, als kontrollierte und gut koordinierte Bewegungsabläufe in verschiedenen Muskelgruppen und Gelenken (in diesem Fall Hände) mit dem Ziel - auf einem Musikinstrument mit dosierter Kraft eine Tonfolge zu erzeugen. Im Gegensatz zu anderen Bewegungsmustern (z.B. Laufen) ist das nicht von der Natur genetisch angelegt und muss erlernt werden.
Jede bewusste Bewegung wird von dem oberstem Schicht des Gehirns kontrolliert – Großhirnrinde – die höchst entwickelte biologische Gewebe der Natur. Wenn man die Großhirnrinde als Landkarte vorstellt – dann ist für jede Muskelgruppe ein bestimmtes Areal „zuständig“ wobei die Größe dieses Areals und dem entsprechend die Nervenzellen-Menge nicht von Muskelmasse, sondern mit der Komplexität des Bewegungsmusters. Für den Daumen z.B. sind mehr Nervenzellen „zuständig“ als für die komplette Beinmuskulatur.
Ich versuche jetzt eine Muskelbewegung sehr vereinfacht zu beschreiben.
Der bewusste Impuls zur Bewegung wird in der „zuständigen“ Grauzellen der Großhirnrinde ausgelöst. Dieses biochemisch erzeugter elektrischer Strom (im 1/1000000000 Volt-Bereich) wird weiter „tiefer“ ins Mittelhirn geleitet, dessen Funktionen wir nicht direkt wahrnehmen können (Unterbewusstsein). Hier werden die Impulsen gespeichert, verstärkt und über die entsprechende „Nervenleitungen“ weiter tiefer durch den Hirnbasis und schließlich zum Rückenmark geleitet, das schon außerhalb des Schädels liegt. Übrigens, die Nervenleitungen kreuzen sich im Hirnbasis, so dass für die rechtsseitige Muskulatur die linke Hirnhälfte zuständig ist und umgekehrt. Also, beim Tremolo-Üben immer nur die linke Hirnhälfte benutzen Wink.
Das Rückenmark hat sehr „primitive“ Funktion, die Nervenimpulse über die peripheren Nerven weiter zu leiten. Die Armnerven verlassen das Rückenmark im Halswirbersäule-Bereich als Nervengeflecht (Plexus) und verzweigen dann immer mehr in der Arm- und Handmuskulatur bis zum kleinsten Muskelfasern und letztendlich kommt der Impuls zu der kleinste Muskeleinheit – Muskelzelle, wo der Impuls eine energiebedürftige Kontraktion der Zelle auslöst. Hier sehr vereinfacht dargestellt, laufen die Impulse über Millionen von Zellen, Zellen-Verbindungen (Schaltungen) und millimykron-dünne Nerverfasern. Die Nerven, die Muskelbewegung auslösen, sind sog. „motorische“ Nerven. Die Muskeln, Gelenke und Sehnen haben ihrerseits Nervenendungen (Rezeptoren) die die Information über Druck, Spannung, Beugestand des Gelenkes usw. über die anderen „sensorische“ Nervenfasern in der Gegenrichtung, wieder über Rückenmark, zum Gehirn senden. Nur in diesem „Feedback-Verfahren“ eine koordinierte Bewegung möglich.

2. Wie funktioniert das Üben?

Wird eine kontrollierte Bewegung mehrmals wiederholt (Üben) egal ob Handwerk, Sport oder
Musik, schaltet die Natur seine wunderbare Eigenschaft ein – die Anpassungsfähigkeit. Der Körper nimmt irgendwann an, dass diese Bewegungen wieder kommen werden und will darauf vorbereitet sein. Der Bewegungsablauf mit allen dazu gehörenden „Kommandos“ für motorische Nerven wird gespeichert. Das geschieht in unter der Hirnrinde liegenden Bereichen des Gehirns. Die Funktionsweise des Speicherns (Gedächtnis) ist äußerst komplex und nicht komplett erforscht, vermutlich wird das über bestimmte biochemische Sequenzen gespeichert.
Da die Natur immer sparsam mit der Energie umgeht, werden die Bewegungen immer differenzierter und nur mit minimal erforderlichem Einsatz der Muskelmasse bewältigt. Die Bewegung wird präziser und fehlt uns subjektiv leichter.
Wird die gleiche Bewegung über Generationen wiederholt und das über Tausenden von Jahren, wird das auch irgendwann genetisch festgelegt und weitergegeben. Also mit Kindern und Enkelkindern Gitarre üben und die sollen das weitergeben..Wink

Ist die Bewegung gespeichert, muss man die nur bewusst abrufen (von der Großhirnrinde aus) - die wird automatisch ausgelöst, evtl. fast reflexartig, fast unbewusst..
Da die kleinste „Nerven-Muskel-Einheiten“ nur sehr einfache Bewegungen ausführen können, werden mit neu geübten Bewegungen immer mehr Nervenzellen darauf spezialisieren müssen – die Masse von Nervenzellen die für die Handfinger zuständig sind, wird größer.
Jede kleinste Bewegung auch jede Kombination oder Reihefolge muss extra gespeichert werden. Also die Anschläge „i-m“ und „m-i“ haben, vom Gehirn aus betrachtet, nicht miteinander zu tun! Wir können dann kontrolliert die alle denkbare Kombinationen und Bewegungssequenzen auslösen. Der Vorschlag, die Musikstücke im Rückgang zu lernen ist damit auch berechtigt – dem Mittelhirn ist das völlig egal, in welche Reihenfolge die Bewegungen gespeichert werden, es kennt keine Logik, in welcher Reihenfolge dies abgerufen wird – das soll dann die Hirngroßrinde entscheiden ….
Was nicht gespeichert ist, kann man auch nicht abrufen, ist die Bewegung neu, muss die zuerst kontrolliert und sehr konzentriert eingeübt werden – es muss also dafür noch einige Nervenzellen (Tausenden oder Millionen) zuständig gemacht werden.

Bleibt der Speicher über längere Zeit „unbenutzt“ passt die Natur wieder auf – wird nicht benutzt, also wird wahrscheinlich nicht mehr gebraucht - das kostet ja alles wieder Energie! – die Nervenzellen und Verbindungen werden nach und nach stillgelegt – wohl sehr bekannter
Leistungsabfall nach längeren Pausen.

Mir ist ein seltener Fall bekannt, wo ein Gitarrist nach einer Kontusion (bei Explosion) sich sehr schnell erholt hat, aber das Gitarrenspiel schlagartig vergessen hat. Der war sonst völlig gesund, konnte die Noten lesen, wusste, dass er Gitarre gespielt hat, wusste aber jetzt nicht, wie das geht. Das ganze motorische Gedächtnis war einfach weg….Danach brauchte er 5 Jahre, um das wiederherzustellen.

3. Die Konzentration

Das wichtigste beim Üben ist die Konzentration, es wird immer wieder betont. Was ist eine Konzentration aus physiologischer Sicht? Das ist nichts anderes, als ein gezielter, kontrollierter, intensiver und sehr eingeschränkter „Einsatz“ nur von bestimmten Hirnzellen, die in diesem Fall nur mit dem Gitarrenspiel beschäftigen. Jeder zusätzlicher Reiz von jedem Organ, der unmittelbar zum Üben gehört wird das Speichern erleichtern – Ton vom Gehör, die Händestellung, Fingerbewegung, Notentext vom Sehen, Druck-Kraftgefühl von Fingern, Spannung- Entspannungs-Gefühl von Muskel usw. Jeder Reiz, der mit dem Spiel nichts zu tun hat ist kontraproduktiv. Die Konzentration bedeutet fürs Gehirn die höchste Anstrengung, vergleichbar mit schwerer körperlicher Arbeit für die Muskulatur – es werden mehr Zellen „eingesetzt“ in denen der Stoffwechsel auf „Vollgas“ läuft, also mit großem Energieverbrauch.
Die Konzentration zu behalten ist sehr „schwierig“ ganz einfach deswegen, weil in der Natur (woher wir alle kamen, bevor die Gitarre existierte) gerade das Gegenteil von Konzentration überlebenswichtig ist – nämlich die höchste Wachsamkeit, also möglichst viele Reize von Umwelt gleichzeitig aufnehmen, bearbeiten um die Umwelt zu erkunden und rechtzeitig die Gefahren oder Vorteilen zu erkennen. So haben wir das auch geerbt.
Noch schwieriger ist es den Moment, wo die Konzentration nachlässt, zu merken (genauso z.B. können wir der Zeitpunkt des Einschlafens nicht wahrnehmen). Man übt ganz konzentriert und auf einmal ertappt man sich, das man beim Spielen noch an was anderes denkt…Das ist vollkommen normal, da die Konzentration „unnatürlich“ ist! Konzentriert üben heißt - die Konzentration immer wieder „zurückholen“. Das Konzentrieren selbst muss geübt werden. Wenn die „Abweichungen“ immer länger werden und das „Behalten“ immer kürzer und schwieriger – heißt das nichts anderes, als das Gehirn nicht mehr kann – so dass wir in „anaeroben“ Zone nicht mehr laufen können. Immer mehr Zellen fahren mit dem Stoffwechsel runter und „sabotieren“ das Gitarrenspiel. Dafür werden die anderen Hirnrindezonen aktiver, die von „Gitarren-Zuständigen-Zellen“ elektrisch etwas in Hintergrund verdrängt waren. Und wenn wir nicht schlafen, können wir auch unsere Gedanken nicht einfach abschalten – so fast unbemerkt denken wir an war anderes…Die Konzentration lässt nach und wir werden müde...
Ab diesem Moment kann man nichts Neues speichern und nichts dazu lernen! Es wird in diesem Moment nur das abgerufen, was gespeichert ist (was wenig Energie kostet) und was man ohnehin schon kann, die neuen Aufgaben fürs Gehirn bleiben aus…Mit Gewalt (Willenskraft) kann man nichts erreichen. Mit dem produktiven Üben ist vorbei. Eine Pause muss unbedingt her. Wie lange man ohne Pause üben kann, ist natürlich sehr individuell, man muss aber unbedingt versuchen für sich selbst diese Zeit rauszukriegen. Fast jeder kann täglich 500 m joggen, nicht jeder kann aber einmal im Monat 15 km joggen... Dem Gehirn geht es genauso, also die Übungen regelmäßig verteilen.
Es muss betont werden, dass hier nur ums „motorisches Üben“ geht, d.h. etwas „Zum-Ersten-Mal“ machen, auch wenn das nur z.B. die gleiche Stelle etwas lauter oder schneller (aber zum ersten Mal!) gespielt wird. Mit dem Musizieren hat das Üben fürs Gehirn nichts zu tun, genauso mit dem „Warm Up“. Hierzu braucht man keine enorme Konzentration, was eingeübt ist, läuft fast automatisch ab. Also während des Übens die klare Grenzen zwischen „Üben“ und „Spielen“ ziehen um den Zustand der Konzentration beurteilen zu können – übe ich noch oder spiele schon so vor sich hin…(was nicht unbedingt verkehrt ist, ist aber halt kein Üben mehr). Ist das neu, was ich jetzt grade mache oder wiederhole dies schon zum x-mal? Hatte ich das geplant und gewollt? Oder spiele ich lieber mit dem Spaß schon was gelerntes, muss mir aber klar sein, dass ich nicht mehr übe…Ein konkreter Übungsplan wird auch immer empfohlen.
Es existieren verschiedene allgemeine Konzentrationsübungen (denkt an Joga, autogenes Training, fernöstliche Meditationstechniken usw.), man muss die aber gezielt fürs Gitarrenspiel adaptieren. Wann und wie schnell sich erholt hat – das muss auch jeder für sich erfahrungsgemäß rausbekommen. Wenn man die totale Relaxation beherrscht und für 10-15 Min. einschlafen kann – das wäre ideal…(kann ich leider auch nicht).




4. Warum passieren Fehler beim Spielen?

a) Eingeübte Fehler z.B. die falsche Handstellung ist bekanntlich sehr schwer wieder gut zu machen und das ist jetzt ganz leicht nachvollziehbar. Ein z. B. etwas anderer Winkel im rechten Handgelenk ist zwar für uns nur „minimal“ anders, fürs Gehirn aber bedeutet das, dass die Feedback-Informationen aus dem Muskeln, Sehnen, Hand- und Fingergelenken beim Anschlagen der Saite sich komplett von der unterscheidet, die schon bei der Fehlstellung eingeübt und gespeichert war. Was für uns logischerweise nur „ein wenig anders“ ist – ist fürs Gehirn komplett neu, und es versucht immer wieder „rational“ auf die „eingefahrenen“ Wege auszuweichen, statt die neue Nervenzellen einzusetzen und die neuen Informationen mit dem Energie-Aufwand zu speichern.

b) Fehler beim Spielen (jetzt abgesehen vom Lampenfieber) passieren zuerst wenn die Abläufe nicht fest genug gespeichert sind und noch viel Kontrolle (Konzentration) brauchen.
Dabei ist das wichtig zu wissen, dass die immer wiederholte fehlerhafte Abläufe werden auch gespeichert, weil das Gehirn kann das nicht auseinander halten, alles was sich wiederholt, wird von dem sorgfältig gespeichert. Wenn man dann während des Spielens Angst hat, das Fehler zu machen, was man schon kennt, also daran denkt, dann wird der fehlerhafter Ablauf zu dem „richtigen“ Zeit, an „richtigen“ Stelle von Gehirn als Abruf verstanden und auch gut gemeint zur Verfügung gestellt…Kommt doch bekannt vor, oder?
Deswegen ist das so wichtig, die Fehler überhaupt nicht aufkommen zu lassen oder so wenig wie nur möglich die gleichen Fehler zu wiederholen. Deswegen ist der bekannte Ratschlag zuerst langsam, aber fehlerfrei zu üben sehr verständlich.

c) Die Fehler bei anscheint sicher eingeübten Stellen passieren dann, wenn man versucht, während des Spielens noch „besser“ zu machen, als gespeichert ist (z.B. schneller oder lauter). Das bedeutet in diesem Moment noch mehr Kontrolle von der Großhirnrinde, statt sich auf die emotionslose, aber motorisch sichere „Automatik“ zu verlassen. Das geht dann auch immer schief – was nicht geübt und nicht gespeichert ist, kann man auch nicht abrufen!
Daher kommt auch bekannter Tipp – zu Hause etwas schneller zu spielen, um die Sicherheitsreserve zu haben.
 
5. Mentales Training

Hab schon irgendwo über mentales Training bei Musikern gelesen, weiß nicht, ob die konkrete mentale Techniken für Gitarrenunterricht gibt…
Die gespeicherten motorischen Abläufe (schwierige Stellen) kann man auch „mental“ durchgehen, so wie wir ein Gedicht üben können, ohne das motorisch umzusetzen (ohne zu sprechen). Vereinfacht dargestellt wird der motorische Speicher wiederholt erfrischt und „gesichert“ mit dem einzigen Unterschied, das die motorische Impulse nicht weiter geleitet werden, was theoretisch gesehen in diesem Moment nicht wichtig ist, vorausgesetzt, war schon alles „real“ gespielt. Das kann man auch im Zug sitzend (nicht im Auto!) machen oder vom Schlafengehen, erfordern aber die höchste Konzentration und methodisch konkrete mentale Techniken.

6. Die Verkrampfung

Es sind mehrere physiologische Abläufe für Verkrampfung der Muskulatur verantwortlich.

a) Die z. B. für die einzelnen Muskeln einer Hand zuständige Nervenareale liegen auch topographisch im Gehirn sehr kompakt nebeneinander. Die Erregung der Zellen bei gewünschtem Impuls zu einem Finger hat die Tendenz sich auszuweiten und somit werden immer mehr Muskel unkontrolliert und unerwünscht kontrahiert (bis zum Schulterbereich) und das schlimmste – ist der kontrollierte Bewegung beendet, bleibt die unerwünschte Spannung in anderen Muskelgruppen unbemerkt erhalten und wird auch dummerweise „mitgespeichert“, weil das Gehirn „meint“ – das gehört zu diesem Bewegungsmuster! Die benachbarte Muskelspannung bremst den aktiven Finger aus, die über „aktiven“ Bereich ausgeweitete Muskelspannung überlagert die Kontrollbereiche, alle Abläufe bekommen „Sand in Getriebe“…

b) Ist eine kontrollierte Bewegung beendet, entspannt sich der entsprechende Muskel, zumindest der bewegt sich nicht mehr. Ob der Muskel sich komplett entspannt hat, wissen wir
nicht. Da nur die Bewegung eine Handlung darstellt und für den Körper „relevant“ ist, hat uns die Natur auch nicht mir einer Kontrolle über die Entspannung ausgestattet. Das muss extra gelernt werden und das ist sehr schwierig, weil im Gegensatz zu Kraftausübung, wo wir die Information über Druck und Spannung von Rezeptoren über die sensorische Nerven wahrnehmen können, fehlt dies hier fast komplett…Aber gerade das schnelles und gezieltes Wechsel „Spannungs-Entspannung“ ist für die feinste Motorik und Virtuosität „verantwortlich“.

c) Was noch zu beachten ist, dass gerade die Flexoren (Unterarmmuskeln, die Finger beugen) wieder schon von Natur aus zu Spastik und Verkrampfung neigen. Das liegt in einem uralten, eingeborenen sog. „Klammer-Reflex“, mit dem der Säugling an Mutter klammert (überlebenswichtig). Dazu kommt das sich immer weiter entwickelte Hand, die vor allem zum Greifen und Halten sich spezialisiert hat. Wer man sich an seine alle ersten Gitarrenübungen erinnern kann, weißt wie die linke Hand den Griffbrett nicht loslassen will…
Es muss gelernt werden, die entspannte Muskulatur wahrzunehmen. In modernen Gitarrenschulen wird das immer wieder angesprochen und die entsprechenden Übungen angeboten. Es gibt auch allgemeine Entspannungstechniken, die für verschiedene Muskelgruppen einsetzen kann. Zum Beispiel, mit dem Training nach Jakobson kann man wirklich nichts falsch machen…

7. Das Lampenfieber

Eine „gesunde“ Aufregung kann man als positiver Stress bezeichnen. Es werden zwar einige
Stresshormone ausgeschüttet, ein Unterschied zum „richtigen“ Stress und Angst besteht, dass
man die volle Kontrolle über die Situation hat, die Denkvorgänge sind klar, alle Bewegungen
sind gut koordiniert, die höchste Konzentration, Mobilisation, Motivation, Selbstsicherheit, leichte Euphorie und Erwartung des Erfolgserlebnisses – sind die besten Voraussetzungen, um für den Musiker nur auf „künstlerische“ konzentrieren zu müssen. Dieser Zustand kommt natürlich in anderen Berufen genau so vor.

8. Was ist Stress?

Das ist ein uraltes überlebenswichtiger Mechanismus, was auch in der Tierwelt (dazu auch wir gehören) bekannt ist. Das ist die Reaktion des Lebewesens auf eine Gefahr und ist ursprünglich als Vorbereitung nur für zwei Handlungen ausgelegt – Angriff oder Flucht.
Es werden die Stresshormone ausgeschüttet (Adrenalin, Dopamin u.a.) die folgendes bewirken: der Herzfrequenz und Blutdruck steigen um die Muskulatur mit mehr Sauerstoff zu versorgen. Die allgemeine Muskelspannung steigt (Zittern), der Stoffwechsel wird beschleunigt, alle Bewegungen vollziehen sich schneller, deswegen überschlagen sich die „feine“ Bewegungen. Der Kreislauf verteilt das Blut zugunsten den wichtigen Organen (Herz, Lunge, Gehirn, große Muskel) sog. Zentralisation, die Blutgefäße der Peripherie gehen zu (kalte Hände und Füße). Schweißausbruch, Mundtrockenheit kommen dazu. Ist die Stressreaktion komplett entfaltet, ist das unmöglich die sofort unter Kontrolle zu bringen, weil diese Reaktion jetzt über sog. vegetatives Nervensystem gesteuert wird, was die Großhirnrinde nicht kontrollieren kann.
Ist die Stressreaktion so ausgeprägt wie oben geschrieben, sind für den Gitarristen nur eine von der Natur angelegte Handlung möglich – die Flucht. Dazu kommen vielleicht noch zwei rein „menschliche“ Handlungen: 1. Sich vor dem Publikum entschuldigen 2. Die Gitarre einpacken (mit zitternden Händen).
Mehr bekannt sind aber die kleineren Abstufungen von der Stressreaktion. Die Erregbarkeit der Muskeln ist erhöht, das führt dazu, dass die Impulsen unbewusst „überdosiert“ werden, die Bewegungen werden zappelig, die Koordination wird gestört, was zwangsläufig zu technischen Fehlern führt.
Oder man merkt, dass man ungewollt immer schneller spielt, so schnell, wie es nicht geübt war und wartet nun hoffnungslos, bis die erste Fehler auftreten…Dazu kommt oft Gefäßspastik und Schwitzen. Feuchte, kalte und hektische Hände – was will man mehr? Kommt doch alles bekannt vor, oder?

9. Was ist Angst?

K. Ragossnig beschreibt kurz das Lampenfieber und listet einige „Ängste“ auf: von nicht laut, nicht schnell genug spielen zu können usw. Man muss hier klar zwischen Furcht und Angst unterscheiden. Der Furcht ist immer konkret, man weiß immer was man fürchtet (oder wovon
man Schrecken kriegt). Die Angst dagegen ist ein diffuses, beklemmendes Unsicherheitsgefühl, eine innerliche Unruhe, was man nicht richtig beschreiben und definitiv zuordnen kann. Man weiß nie wovon man konkret Angst hat! Die Angst gehört zur unsere normale Psyche und ist von der Natur als allgemeine „Alarmbereitschaft“ für möglichen Gefahren gedacht.
Auf Gitarrenspiel bezogen ist das momentan die Angst von einer schnellen Passage, nach eine Minute – von kaltem Raum, Minute später die Angst von „die Angst nicht unter Kontrolle zu haben“ usw.….Die Angst ist oft auch mehr oder weniger mit o.g. Stressreaktionen begleitet.
Was man nicht konkret definieren kann, kann man auch nicht wegargumentieren! Von daher die allgemeine Aufmunterung „ Du schaffst das schon“ bringen uns nicht weiter.
Weil im Angstzustand immer wechselnde Gedanken durch den Kopf gehen (kleine Gewitter in der Großhirnrinde) beeinträchtigt die Angst enorm die Konzentration.

Das beste und radikale Mittel gegen Lampenfieber ist eine virtuose Spieltechnik Wink…
Weil die Psyche extrem individuell ist, gibt es keinen allgemeinen Ratschlägen. Jeder erfindet intuitiv seine eigene Tricks, die Psyche muss auch eingeübt werden, deswegen jede Möglichkeit nutzen um aufzutreten (zuerst vor Laien Wink).
Vorsicht mit Beruhigungs-Medikamenten. Baldrian ist harmlos, man muss aber fest glauben, dass er wirkt Wink, Von alle anderen Psychopharmaka ist dringend abzuraten – die beeinträchtigen Koordination und Konzentration und können zur Abhängigkeit führen.
Die erlernte Psychotechniken (z.B. autogenes Training mit individuell abgeschnittenen Formeln) oder im extremen Fall die Hypnose sind denkbar.




10. Das Werkzeug – Muskeln, Gelenken, Sehnen

Was sehen wir auf dem Titelbild „Pumping Nylon“ von Scott Tenannt? Richtig – ein muskulöser Arm und Gitarre. Jetzt überlegen wir: jeder Bodybuilder kenn seine einzelne Muskeln, weiß auch genau, wie man die anspricht und trainiert. Weiß jeder Gitarrist, dass nur im Unterarm 19 Muskeln für die Bewegung der Finger zuständig sind? Und viele andere im Oberarm, Schulter, Rücken die für die Haltung der Gitarre, Gleichgewicht usw. usf…
Das sind auch die Muskel, die trainiert werden müssen, die Sehnen die elastischer werden müssen usw. Das ist doch unfair, oder? Natürlich ginge das immer auch ohne Mediziner, mit Erfahrungen über Generationen von Gitarristen. Aber braucht aus anatomischer Sicht jeder die gleichen Übungen, oder müssen die Übungen individueller gestaltet werden? Kann ich die einzelne Muskel, die bei mir persönlich besonders schwach sind extra trainieren? Auch ohne Gitarre, mit einem speziellen Gerät, so zwischendurch? Bevor ich auf dem Griffbrett bis zum Schmerzen quäle, kann ich vielleicht zusätzlich spezielle Stretchübungen machen, für meine Sehnen und Gelenken?
Und was ist mit Massage, was im Sport- und Fitnessbereich eine Selbstverständlichkeit ist?
Die Massage fördert die Durchblutung der Muskulatur, die Rezeptoren von Muskel. und Sehnen werden wachgerüttelt – es fließen viel mehr Impulsen zur entsprechende Arealen in Großhirnrinde, die Muskel werden besser wahrgenommen, die befürchtete Verkrampfung ist weg, die Muskelentspannung ist ideal und man kann üben die Entspannung wahrzunehmen und später während des Spielens die zu kontrollieren. Die Muskel werden viel leichter ansprechbar….usw. Kennen die Gitarristen eine vernünftige Massagetechnik z.B. für Unterarmflexoren oder Hand? Ist doch wieder unfair, oder?
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11. Wenn das Spielen weh tut

Der Schmerz ist von der Natur als Warnung für geschehene oder drohende Verletzung gemeint und ist immer ernst zu nehmen. Erklären, wie der Schmerz entsteht wäre etwas langweilig, wichtig zu wissen ist aber, dass der Schmerzquelle zwar in Muskeln oder Gelenken entsteht, als unangenehmes Gefühl wird der aber im Gehirn wahrgenommen. Wird der Schmerz immer wieder erlebt, hat er Tendenz sich zu verselbstständigen. Der Schmerz wird chronisch, es entsteht im Gehirn ein Herd (Schmerzgedächtnis) was zur Folge hat, dass die Schmerzen auch dann empfunden werden, wenn die eigentliche Schmerzquelle schon behoben ist. Aus der sinnvollen Warnung von Verletzung oder Krankheit wird jetzt eine selbstständige Krankheit. Ein bekanntes Beispiel dafür – sog. Phantom-Schmerz in dem amputierten (fehlenden) Bein oder Fuß. Deswegen nie lange mit dem Schmerzen üben mit der Hoffnung das mit der Zeit zu überwinden, das kann zum Verhängnis werden!

Wenn ein Sportler Schmerzen hat, kann der sich darauf spezialisierter Arzt (Arzt für Sportmedizin) sehr schnell feststellen, woher das kommt, welche Verletzung oder nur Überspannung vorliegt und was man dagegen machen kann. Und die Profisportler kennen sich auch aus.
Wenn ein Gitarrist Handschmerzen beim Üben hat, wie kann er genau feststellen, wo das Schmerz entsteht und warum? Ist das Gelenk, Sehne oder Muskel? Was macht er falsch? Was kann er dagegen machen, bevor er zur ernsten Dauerfolgen kommt? Wenn er zum Arzt geht und sagt, das er beim Gitarrenspiel hier oder da Schmerzen hat, zur Zeit der Untersuchung aber kein Schmerz empfindet (hoffentlich es ist nicht so weit) – kommt der Arzt nicht unbedingt sofort dahinter. Wenn der Gitarrist sagt, dass er nur bei bestimmten Übungen Schmerzen hat, kann der Arzt damit gar nicht anfangen, weil er keine Ahnung hat, wie diese Übung abläuft und welche Muskel, Sehnen und Gelenken dabei beansprucht werden. Da die Medizin zum großen Teil auch auf die Erfahrungen basiert und die Trauma-Verletzung-Krankheiten Mechanismen schon lange bekannt sind (Sportmedizin, Traumatologie, Orthopädie, Handchirurgie) sind mit dem Musizieren verbundene Beschwerden gar nicht der Fall. Jeder kennt den Begriff „Tennis-Arm“, aber die „Gitarren-Hand“ gibt es nicht. Auch die Nachfrage spielt eine große Rolle – die Sportmedizin ist ein Beispiel. Was selten vorkommt (ist auch gut so!) kann auch nicht systematisch erforscht werden.

Schlusswort

Ich kann die aufkommende Skepsis von Profi-Gitarristen gut nachvollziehen. Irgendwie ging das mit dem Üben auch ohne Mediziner und es gibt doch keinen Grund sich damit zu beschäftigen. Stimmt nur teilweise. Was mich besonders fasziniert, ist die Tatsache, dass die Genialität, Leidenschaft, scharfe Selbstbeobachtung und jahrelange pädagogische Erfahrungen Generationen von Gitarristen intuitiv und empirisch dazu geführt hat, dass die Musiker selbst dahinter kommen, bewusst oder unbewusst… Ich weiß nicht, wie die Gitarre unterrichtet wird (leider keinen Unterricht gehabt) was ich aber darüber lesen konnte, überzeugt mich in meiner Meinung. Vergleichen wie chronologisch einige Gitarrenschulen, dann fällt dies besonders auf. Die alten Schulen sind mehr „musikalisch“ ausgelegt, auch die Übungen, in modernen Schulen werden immer genauer die Anschlagtechnik beschrieben, es tauchen Begriffe wie Aufmerksamkeit (Konzentration), strikte Trennung zwischen Üben und Musizieren usw. Später wird die Bedeutung von Entspannung erkannt („leichte Finger“) und die negative Wirkung von Verspannung im Schulterbereich. Auch rein motorische Übungen werden entwickelt. Bei Carcassi sind das „Rondos“, bei Scott Tenannt „Spider“ – dissonant, unmusikalisch, aber rational auf eine ganz bestimmte Motorik gerichtet. Es wird immer öfter auf die Wahrnehmung von Feedback-Informationen von Finger oder Muskel hingewiesen – „Feeling“ wird immer wichtiger. Mentales Training habe ich schon erwähnt. Scott Tenannt erwähnt den „Carpaltunnel“, Tarrega wusste bestimmt nicht, das er existierte…Usw., usf..
Von daher ist mir bewusst, dass mein Beitrag keine „Offenbarung“ ist…

Die Musik ist ein wunderschönes Produkt des menschlichen Geistes, das Musizieren aber ist ohne „Körpereinsatz“ nicht möglich und ich denke, dass die Erfahrungen aus der Medizinbereichen (Neurophysiologie, Psychotherapie, Physiotherapie, Krankengymnastik, Sportmedizin u.a.) einiges dazu beitragen könnten, das „Training“ für Gitarristen optimaler zu gestalten. Wird es irgendwann ein Buch „Fitness für Gitarristen“ geben“?

Leider liegen zwischen dem „Wissen“ und dem „Wissen-Nutzen“ oft die Welten…

Mann oh Mann, hat es gedauert..so viel wollte ich gar nicht schreiben…
Hätte ich doch lieber die Gitarre geübt…so ganz konventionell? Oder was meint Ihr?

Liebe Grüße
Johannes
 
Das ist so lang, wenn das nicht von dir ist, mach bitte einen LInk zur Quelle dran. Wäre lieb.

Übrigens würde ich das hier geschilderte nicht als allgemeine Haltung sehen, ist auch wichtig und auch den Ersteller dafür nicht lynchen. Vielleicht gibt es auch einfach schon zu lange Synthesizer, um da noch eine "Besonderheit" gegenüber anderen Instrumenten zu sehen, außer dass man damit mehr machen kann in Sachen Sound. Obwohl man sich da auch streiten könnte (Dynamik und so - der Grund weshalb Sampler noch nicht Akustik abgeschafft haben u.a. ).
 
Die OT Sache habe ich mal nach FR verschoben.

Ansonsten: Ich habe vielleicht etwas zu schnell hier den Fokus in die Richtung Kritik geschoben, da ich einfach auf so eine Frage keine Antwort geben kann. Ich hätte es aber vielleicht vor 10 Jahren getan. Es gibt nicht wenige Bands aus einer gewissen Epoche, bei denen die Hörer und die Band offenbar schon eine gewisse Innovation damit verbinden. Heute ist das einfach nur "ein Instrument wie andere auch". Und es gibt kaum noch Sachen, die total nie gehörte Sounds bringen, wenn sie es täten würde man sagen "och, Elektronik halt". Aber meist mehr auffallend ist dann doch die Idee dahinter. Hätte ich wohl nicht so sehr und so früh betonen sollen, denke aber es hätten andere auch getan, weil die Zeit einfach vorbei ist, wo das noch so ist. Deshalb fällt mir es zumindest schwer, diese Frage SO zu beantworten, aber gemeint ist sicher sowas wie Innovationsfaktor und ggf. auch Inspirationsfaktor. Hier gab es schon einige Threads dazu, wie Instrumente ansich inspirieren und das man diese mit diesem oder jenem Synth anders oder gar nicht machen würde, hingegen andere sehr förderlich seien.

Das könnte vielleicht hier mitschwingen?
 
RetroSound schrieb:
wenn ein synth einen richtig anmacht, wird er niemals langweilig!
und ich finde das sind gerade die geräte, die nicht viel können aber extrem toll klingen. ;-) [...]

Mini Moog und CS80.

Im digitalen Sektor wird die Luft da schon dünner... PPG Wave? Prophet VS?

Stephen
 
für mich ist es weniger der synth an sich als eher das interface diesen zu bedienen,. wenn das gut ist plus schöner sound, wird das instrument nicht wirklich langweilig. so zb ms serie. korg ms10 so simpel aber ultra kombinierbar und schöner grundsound. dageht einiges.
langweilig finde ich drucktastersynths aus den 90igern, mit digi rastersprüngen in den parametern..kein direkter zugriff, schrecklich, ab in die tonne.
 
Ich spiele in einer Band (Gtr, Bass, Drums, Keys) und bemühe mich mit meinen ca. 20 Tasteninstrumenten die so rumstehen eigentlich immer um viel Abwechslung und wiederhole mich soundmäßig nur sehr ungerne.
Aber immer wieder kommt (ausgerechnet) vom Schlagzeuger, dann so Aussagen wie: "den Sound hast du doch schon bei Stück X benutzt", "Das Rhodes hattest du doch schon auf der vorletzten Platte", "schon wieder ein Chorsound" oder "Warum benutzt du deine Zwitscherkiste (er meint das Modularsystem) nicht live?".
Dabei spielt doch gerade er das Instrument, das klanglich am wenigstens abwechslungsreich ist. Ich kontere dann mit Sätzen wie "Deine dumme Snare kling immer gleich", "Schon wieder deine kaputten Becken" und "Hast du keine andere Bassdrum?".

Irgendwie wird vom Keyboarder immer erwartet, daß er sich und seine Sounds täglich neu erfindet und Drummer, Gitarristen und Bassisten tönen seit Anbeginn der Zeit ständig gleich. Auch investiert von denen keiner soviel Zeit und Geld in neues Equipment und neue Sounds ("Kauf dir wenigstens mal neue Felle"). Hauptsache ist bei der Probe/Aufnahme Bier zu trinken. :roll:

Mir wird ein Gerät meist recht schnell langweilig, weil ich vor allem in der ersten Zeit nach Anschaffung dann ständig damit rumspiele. Dann ruht das Ding erstmal, wird dann aber immer wieder mal bei der Soundsuche für neue Stücke angeworfen und dann kann es auch noch nach Jahren trotzdem immer wieder überraschen. Selbst irgendeine Stringkiste oder Orgel, die nur 3 Sounds hat, wird dann in einem neuen Kontext plötzlich wieder interessant.
 
Wann wird die alte Kiste langweilig?

Wenn man anfängt zuviel zu denken. :opa:

Mir ist aufgefallen - wenn ich mal einen Mittag nüchtern bin -
macht mir das musizieren am Abend wieder Spaß.
 
micromoog schrieb:
Hätte ich doch lieber die Gitarre geübt…so ganz konventionell? Oder was meint Ihr?

Gitarre macht Spaß. Ich übe derzeit fast jeden Tag. Hab endlich nen Wohnzimmer-Amp.
Die Gitarre klingt zwar immer ähnlich, aber durch neue Spieltechniken kann man immer wieder was anderes damit machen. Langweilig wird das nie, ich hör immer erst auf, wenn die Finger zu sehr weh tun.
Man kann eine Seite auf sehr viele Arten zum klingen bringen und anschlagen. Da gibt's echt ne Menge Spieltechniken.

Das geht imo am Keyboard nicht ganz so gut. Man drückt halt ne Taste runter.
Ich merk in letzter Zeit, dass ich meistens die immergleichen 3-Finger Akkorde, Arpeggios und Solos usw. spiele und ändere stattdessen die Klangfarben des Synthies, um Variationen zu erhalten.
Keyboard ist zwar anfangs im Vergleich zur Gitarre popelig einfach (jeder Depp kann Keyboard spielen), aber vielleicht muss ich es mal nachträglich richtig von der Pike auf erlernen.
Wär mal nen Projekt.
Gerade weil ich es als Gitarrist damals so lächerlich einfach fand, Keyboard zu spielen, hab ich mir dann nie Mühe gegeben, es richtig zu lernen. Wär mal an der Zeit.
 
Ich besitze einen Hammer und eine Zange. Gestern habe ich einen Nagel in die Wand gehauen und ihn dann mit der Zange wieder rausgezogen. Hammer und Zange sind jetzt langweilig.
 
Farbige Nägel bringen Abwechslung...aber Achtung: nicht auf die Finger kloppen!
Bunte_Naegel_331475.jpg
 
bloop schrieb:
Ich spiele in einer Band (Gtr, Bass, Drums, Keys) und bemühe mich mit meinen ca. 20 Tasteninstrumenten die so rumstehen eigentlich immer um viel Abwechslung und wiederhole mich soundmäßig nur sehr ungerne.
(…) Mir wird ein Gerät meist recht schnell langweilig, weil ich vor allem in der ersten Zeit nach Anschaffung dann ständig damit rumspiele.
Mit dieser Suche nach dem immer neuen Klang und dem Anschleppen von mehr Instrumenten befeuerst Du letztlich die Erwartungshaltung bei Deinen Bandkollegen, von der Du genervt zu sein scheinst.

Aber immer wieder kommt (ausgerechnet) vom Schlagzeuger, dann so Aussagen wie: "den Sound hast du doch schon bei Stück X benutzt", "Das Rhodes hattest du doch schon auf der vorletzten Platte", "schon wieder ein Chorsound" oder "Warum benutzt du deine Zwitscherkiste (er meint das Modularsystem) nicht live?".
Dabei spielt doch gerade er das Instrument, das klanglich am wenigstens abwechslungsreich ist. Ich kontere dann mit Sätzen wie "Deine dumme Snare kling immer gleich", "Schon wieder deine kaputten Becken" und "Hast du keine andere Bassdrum?".
Kann natürlich sein, dass Dein Schlagzeuger ein ausgebuffter Komiker ist, der sich nur über Dich und Deine Keyboardburg lustig machen möchte.

Wenn wir aber einmal annehmen, dass er es ernst meint, kann dies mindestens zwei Ursachen haben:
(1) Deine Klänge wiederholen sich tatsächlich.
(2) Deine Kollegen können nur eine begrenzte Anzahl Klänge unterscheiden.

Zu (1):
Wenn Deine Kollegen trotz zwanzig (hinter die Zahl möchte man ein Ausrufezeichen setzen) Keyboards klangliche Langeweile wittern, wird das Heil nur schwerlich in der Anschaffung der einundzwanzigsten Kiste liegen. Alternativ könntest Du Dich auf ein, zwei Instrumente konzentrieren und deren Klangstruktur so gut beherrschen lernen, dass Du bei einem erneuten Anwurf der Art "hatten wir schon mal" den Klang nach dem Wunsch Deiner Kollegen rasch im Proberaum veränderst. Auch könnte ein Verlagerung des Fokus von Instrumenten auf Effekte für klangliche Abwechselung sorgen, gleiches gilt für das Ausprobieren anderer Voicings und Spielweisen.

Zu (2):
Wenn Deine Kollegen einen Deiner Klänge nicht von dem anderen unterscheiden können, kann es schlicht daran liegen, dass ihr Vermögen, diese Unterschiede wahrzunehmen, nicht so gut ausgebildet ist wie bei Dir. Was Dir also als anderer Klang erscheint, klingt für Deine Kollegen (und möglicherweise auch Euer Publikum) gleich – von Dir scheinen möglicherweise "gröbere Pinselstriche" erwartet zu werden, also Dir vielleicht völlig überzeichnet & grotesk erscheinende Unterschiede bei der Klangprogrammierung.

Irgendwie wird vom Keyboarder immer erwartet, daß er sich und seine Sounds täglich neu erfindet…
Wenn man sich als Keyboarder in diese Ecke drängen lässt oder darin wohlfühlt, ist das doch OK. Es spricht aber auch nichts dagegen, sich auf die Suche nach dem "eigenen Sound" zu begeben, anstatt den Klangerwartungen anderer zu folgen.

…und Drummer, Gitarristen und Bassisten tönen seit Anbeginn der Zeit ständig gleich. Auch investiert von denen keiner soviel Zeit und Geld in neues Equipment und neue Sounds ("Kauf dir wenigstens mal neue Felle").
Die Industrie hätte das aber gerne, schau Dir zum Beleg die Unzahl an Stompboxen für Gitarristen an, dazu die Zubehörindustrie, die dem effektmäßig aufgerüsteten Saitenkünstler dann wiederum Stompbox-Cases und -Befestigungslösungen anbietet, vermittels derer er seine zweistellige Anzahl an Bodentretern leichter aufbauen und transportieren kann. Und dann gibt es noch den Markt elektronischer Schlagzeuge…
 
Musikalisch gesehen wird mir nie langweilig. Denn das wäre in etwa so, als ob einem Maler die Farbe langweilig werden würde. Aber eigentlich fällt ihm nichts ein.
 
wollte nur mal sagen, dass ich sowohl den Beitrag von bloop wie auch den reply von serge hervorragend fand.

@bloop: Frag Deinen Drummer mal nach der Schöpfungshöhe von Drumrhythmen .g.
 
OK, dazu muß du wissen, daß unser Schlagzeuger tatsächlich ein Komiker ist und einfach auch kein Ohr für andere Sounds als Drums hat.
Diese Äußerungen kommen eigentlich auch nur auf den Proben auf, bei denen ich auschließlich 1-2 Keyboards verwende. Die "Keyboardburg" setzte ich nur bei Studioaufnahmen ein, wobei ich es krampfhaft vermeide mich klanglich zu wiederholen (was mich selber manchmal schon nervt).

Die Erwartungshaltung meiner Kollegen ist mir eigentlich ziemlich egal und neues Zeug kaufe ich mir nur, weil ich es möchte und weil ich den neuen/anderen Klang haben will (warum auch immer, das hat unterschiedliche Gründe).

Die Industrie verdient an meinen Mitmusikern auf jeden Fall nichts. Bei denen ist der Stand genau der wie vor 20 Jahren (wobei diverse Instrumente damals schon alt waren, was nicht negativ gemeint ist, da 70% meiner Gerätschaften auch 30-50 Jahre auf dem Buckel haben. Da verdient die Industrie auch nix mehr dran)
 
Warum kastrierst du dich selber ? Erinnert mich an freiwillige Sterilisation!

Unter Zwang ein projekt aufrecht halten - welches mich nicht erfüllt.
Mir ist besonders wichtig - wenn ich mit Menschen zusammem musiziere -
das ich mich wohl fühle - breakpoint / communication ^^

to much communication over paradise ? = da hat der Maurer das Loch gelassen!
 


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