30 Sekunden ? Brutal.
Also ich kenn ja straffe Umbauzeiten aber das ist derb. Selbst wenn man einfach mehr Leute nimmt dürfen die sich dann ja nicht auf den Füßen rumstehen. Respekt.
In den Einspielern war teilweise zu sehen, was und wie die Crew das macht - einfach nur whow, und das Ganze während der Show dann noch im Dunkeln…

Mal was ganz anderes: wer entscheidet eigentlich, welche +/- 10 Sekunden in den Schnelldurchläufen gezeigt werden? Da kann ich mich jedesmal nur wundern/aufregen, welche Ausschnitte jeweils gezeigt werden.
Dieses Jahr besonders auffällig bei Polen: Man sah nur die Sängerin in den Seilen hängen, während im Hintergrund der animierte Drache flog - aber kein Ton Gesang… und bei xxx (sorry, habe das Land gerade nicht parat) gerade den Schnipsel zu nehmen, wo während des Auftritts zweimal Licht und Ton weg waren? Ich weiß, gehörte zur Dramaturgie und war während des Songs ja auch ok - aber für den Schnelldurchlauf? Hmm…
 
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30 Sekunden ? Brutal.
Also ich kenn ja straffe Umbauzeiten aber das ist derb. Selbst wenn man einfach mehr Leute nimmt dürfen die sich dann ja nicht auf den Füßen rumstehen. Respekt.
Ja, der genaue Standort der Requisiten wurde ihnen auf dem Boden, der ja selbst ein riesen Screen war angezeigt.
 
Mal was ganz anderes: wer entscheidet eigentlich, welche +/- 10 Sekunden in den Schnelldurchläufen gezeigt werden? Da kann ich mich jedesmal nur wundern/aufregen, welche Ausschnitte jeweils gezeigt werden.
Das habe ich mir auch gedacht. Bei den einigen war es gut gewählte energetische Szenen, bei den anderen irgend welche Intermezzos.
 
Bei 14:28 reden die von 330.000 Lichtkanälen die bei dieser Bühne benutzt werden.
Ich hab von Bühne keine Ahnung, aber das scheint mir eine recht grosse Anzahl zu sein.

Ernsthaft gemeinte Frage: Kann jemand, der sich in diesem Genre auskennt, einordnen was da genau abgeht?
Wie steuert man das?
 
Das ist schon beeindruckend.

Ist ja nicht nur die Frage, ob etwas technisch irgendwie möglich ist. Sondern auch, wie man das künstlerisch sinnvoll einsetzen kann.
Irgendwann wird aus wildem Lichtgeflimmer nur noch sinnfreies Rauschen.

Ich muss sagen, dass ich das nicht in voller Länge (>4h?) ansehen kann. Da bin ich visuell überfordert.

Aber hin und wieder mal nen Teil. Dann isses ganz fetzig.
 
Bei 14:28 reden die von 330.000 Lichtkanälen die bei dieser Bühne benutzt werden.
Ich hab von Bühne keine Ahnung, aber das scheint mir eine recht grosse Anzahl zu sein.

Ernsthaft gemeinte Frage: Kann jemand, der sich in diesem Genre auskennt, einordnen was da genau abgeht?
Wie steuert man das?

So von ganz grundsätzlich bei null?

Früher war einfach: Strom rauf und runter dimmen = hell & dunkel. Da war die Last der sogenannten Dimmercity als auch des örtlichen Stromanbieters eigentlich die einzige Obergrenze, kannst ja so viel Lampen auf ne Steckdose packen wie möglich (bevor was schmort).

Digital hast du – nachdem die 80er und 90er ein paar propertiäre Protokolle samt darauf eingeschworenem Techniker kannten – (immer noch) den Branchenstandard DMX, ein digitales 8bit-Protokoll mit 256 Werten. Und klar, den überträgt man heute nicht mehr über popelige XLR-Kabel – schon gar kein 3pol, das machen allenfalls noch die letzten Ranzschuppen (Gruss an einen meiner Brötchengeber, die mir auch schon mal DMX auf ne Audioleitung schickten beim Leute fröhlich drauflos kabeln lassen, das ist je nach dem ziemlich gefährlich, Stichwort "Nullwiderstand") – das macht man heute über Glasfaser, per Artnet, sACN und ähnlichem.

Aber im Kern hast du immer noch eine Ansammlung von Kanälen pro Lampe, die einen Wert von 0-255 ausgeben. Das verteilst du dann auf die benötigten Parameter.
  • Eine einsame Glühbirne mit eigenem eingebauten Dimmer hat logischerweise nur einen Kanal:
    • Dunkel - Hell
  • Eine Standard-LED-Funzelkanne Eigenmarke Thomann aus China für your average Club umme Ecke braucht schon ein paar mehr, idR.
    • Rot
    • Grün
    • Blau
    • Weiss
    • (Gesamthelligkeit)
    • (Stroboskop)
    • (Dimmkurve) (linear/Glühbirnen-Emulation/wasmansonstsobraucht

Macht schon 7 x 255, aus denen man sich dann für eine einzelne Lampe eine Show zusammenbaut. Aus diesem Grund wurde das Licht in den billigeren Konzertschuppen auch so scheisse – früher konntest du den Hausmeister blinken lassen, der muss heute zumindest Farbmischung beherrschen (oder jemand mit Ahnung muss das vorprogrammieren). Wo du früher mit vier Fadern den Abend fahren konntest, brauchst du heute schon 16 für ein bisschen hell/dunkel in unterschiedlichen Farben auf unterschiedlichen Lampen, angenommen du hast kein programmierbares Pult.

Joa, und an dem Punkt rechnest du dann hoch. Ich hab mir mal das Channelsheet des Claypaky Arolla Aqua organisiert, die Lampe, die laut ESC-Video in den zentralen Wings hängt:

CYAN
MAGENTA
YELLOW
CTO
COLOUR WHEEL
STROBE
DIMMER
DIMMER FINE
IRIS
STATIC GOBO WHEEL
ROTATING GOBO INSERTION
GOBO ROTATION
GOBO ROTATION FINE
PRISM INSERTION
PRISM ROTATION
ANIMATION WHEEL INSERTION
ANIMATION WHEEL ROTATION
FROST 1
FROST 2
FOCUS
FOCUS FINE
ZOOM
ZOOM FINE
FRAMING BLADE 1 MOVEMENT
FRAMING BLADE 1 SWIVELLING
FRAMING BLADE 2 MOVEMENT
FRAMING BLADE 2 SWIVELLING
FRAMING BLADE 3 MOVEMENT
FRAMING BLADE 3 SWIVELLING
FRAMING BLADE 4 MOVEMENT
FRAMING BLADE 4 SWIVELLING
FRAMING ROTATION
FRAMING MACRO
FRAMING MACRO SPEED
PAN
PAN FINE
TILT
TILT FINE
RESET
FUNCTION
TINT

Joa, und dann kannste anfangen zu rechnen. 42 Kanäle die Lampe, irgendwas von 130 davon im Dach hab ich gehört...

Aber okay, das sind Spots. Einen LED-Strip gefällig, so z.B. eine GLP X5-Bar, von der so an die 150 hinter der LED-Wand hängen? Da bist du mit 20x4 für die einzelnen Pixel schon bei 80 Kanälen und davon hat sich die Lampe noch weder bewegt noch irgendein Makro abgefeuert. Und bei der Grössenordnung fährst du den Kram auch im Fullpixelmode und auf 16bit.

96 Kanäle x 150? Rechne rechne.


Natürlich machst du bei sowas nicht mehr Fader hoch und runter hinterm Pult. Das machst du bis etwa 20 Kanäle, wenn du diese Fader programmieren kannst vielleicht noch mit etwas mehr. Ich hab schon Sachen mit 48 Kanälen gefahren, die clever zusammengelegt wurden, aber noch ohne Playbackoption. Das war dann wirklich Kopfrechnen.

Wenn's professioneller wird – und das wirds heute recht schnell – hilfst du dir mit Software, die für solche Fälle längst Umrechnungstools und Effektprogramme hast. Da sitzt dann ein armes Schwein mit viel Grips im Kopp bei MA-Lighting in Waldsbüttelbrunn oder Paderborn, zieht sich so ein 96-Kanalsheet rein, nicht ohne zuvor noch den Hersteller anzurufen und ihn auszufragen (oder auszubuhen) falls nicht alles so einfach ist, und schreibt das konsolentauglich um.

Als Operator ziehst du dann bspw. sechs Stück davon per Drag n Drop auf deine Arbeitsfläche, linkst sie hintereinander und die Software schiebt dir schon automatisch die Kanäle zusammen, sodass du im Prinzip nur noch Farben, Effekte und Bewegung wählen musst, teils ist das schon einfacher als ein Videospiel. Solltest aber im Kopf rechnen können, weil manchmal muss auch popeligstes "dieser Kanal macht so und so" korrigiert werden.

Auf Eurovision-Ebene, wie im Video gegen Ende erzählt, sitzt das arme Schwein auch schon in mehrfacher Ausführung im Programmierstudio, weil man längst über die "normalen" Grenzen der Konsolen hinaus programmiert und deswegen quasi on-the-fly die Konsole hacken muss. Deshalb müssen die da auch schon drei komplette Netzwerke für die Steuerung synchronisieren, weil protokollmässig einfach irgendwann Schluss ist, es gibt nur so und soviele Bit pro Netzwerk.


Also ja, so eine rote Linie über die Reihe an Scheinwerfern unten an der Videowand zu ziehen sind z.B. so plusminus 5'000 Kanäle in Action. Mit den richtigen Tools ist das ne Sache von einer halben Minute, das alles synchron zu kriegen, aber die müssen auch gebaut werden und im Hinterkopf muss man wissen, wie das ungefähr funktioniert, um zur Not am einzelnen Kanal den Fehler zu finden.


So viel mal bis hier, falls noch Fragen wären, hau ruhig raus.
 
Interessante Ausführung!

Obwohl das ein wenig ne andere Baustelle ist … wer mal mit After Effects oder einem komplexeren CAD Programm gearbeitet hat, kann sich vermutlich vorstellen, dass es einigermaßen anspruchsvoll ist, so viele Parameter technisch in den Griff zu bekommen.

Am Anfang steht aber sicher immer die Idee. Also in irgendeinem Kopf muss ja vor aller Technik schon ein Bild gewesen sein, wie es dann am Ende aussehen könnte.

Und das dann kommuniziert und umgesetzt zu bekommen, ohne die Grenzen des Möglichen zu sprengen. (zeitlich, technisch, finanziell) … ist schon aller Ehren wert.
 
Am Anfang steht aber sicher immer die Idee. Also in irgendeinem Kopf muss ja vor aller Technik schon ein Bild gewesen sein, wie es dann am Ende aussehen könnte.

Eine gewisse Vorstellung immer, ja. Vieles davon ist aber auch einfach happy accident, frag das all die tourenden Kollegen, die sich day by day aus teilweise absoluten Inhouse-Schrottrigs die kreativsten Ideen ziehen. Dein bestes Bild im Kopf nützt recht wenig, wenn da nichts ist, was sich bewegen kann, es in deinem Kopf aber müsste.

Gerade beim ESC ist wirklich viel Telefon unter der Hand zu irgendwelchen Herstellern und "schieb rüber" direkt nach der Prolightsound (bzw. der LDI im Dezember, da wird backstage schon oft einiges unter der Hand gezeigt), die Leute wissen ganz genau was sie haben wollen und können es, anders als 97% der Branche, tatsächlich auch unter Garantie bekommen.

Wenn ich inhouse was beleuchten muss, gehe ich auch im Kopf den Keller durch und plane mit dem Material, dass da ist. Was nicht heisst, dass ich das mit typgleichen oder -ähnlichen Geräten nicht auch könnte. Aber es wäre halt Unsinn, ein Design auf Halogen-Basis im Kopf zu haben, wenn der Keller nur noch LED hat.

Und das dann kommuniziert und umgesetzt zu bekommen, ohne die Grenzen des Möglichen zu sprengen. (zeitlich, technisch, finanziell) … ist schon aller Ehren wert.

In der Sache ja, aber wie gesagt; der ESC kennt keine Grenzen. Budget nach oben offen, absolut alles schenkt dir seine Technik schon fast wenn man mit dem ESC werben darf. Zeitlich auch kaum ne Sache, ja, ist bisschen stressig, aber du kannst Mitarbeiter holen noch und nöcher, ausser die 30 sek Umbau, die kriegst du nicht weg.

Wenn man sieht, wie auf Kante genäht die Tourbranche post-Corona ist, ist das alles furchtbar ironisch. Etablierte Bands, die noch 2019 mit eigener Produktion gefahren sind, müssen inzwischen die Inhouse-Rigs benutzen, weil für den Anhänger und das Material kein Geld mehr da ist. Und statt dickem Set-Design gibts dann ein paar LED-Sticks, die aber technisch so viele Fortschritte gemacht haben, dass die Tour plötzlich spannender wirkt als die von vor 10 Jahren.
 
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